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Dienstag, 24. April 2012

Schweigegelübte

Ein Kind war mal sauer und sagte: "Ich bin sauer und sage jetzt gar nichts mehr!"
Da kam mir die Idee, einen ganzen Tag lang gar nichts zu sagen.
Ich bereitete die Kinder eine Woche täglich darauf vor, dass ich nicht sprechen würde und HEUTE war es so weit. Eine letzte Ansage vor dem Frühstück und dann sagte ich nichts mehr.

Das war ein ganz unglaublicher Tag. Ein vierjähriges Mädchen wollte eigentlich mitmachen, aber sie hielt nur 3 Minuten durch. Ich schaffte es 6 Stunden. Wie das geht? So:

Die Kinder redeten wie immer. Bei Fragen, die mit "Ja" oder "Nein" zu beantworten waren, konnte ich ja nicken oder den Kopf schütteln. Alle fanden es lustig, ich lächelte und lachte viel, aber redete nicht.
Ein Mädchen, fast 4, mochte das nicht so gerne und stellte mir dauernd bewusst Fragen, die ich mit Worten beantworten müsste. "Warum kommt L. heute nicht?" "Was machen wir heute?"
Ich erklärte alles nur durch Mimik und Gestik. Nach dem Frühstück kam meine Praktikantin, die ganz wundervoll mit mir schwieg.
Wir schafften es, Sport zu machen. Es gibt da diesen großen Pappwürfel. Wir nehmen ihn nur beim Sport, um die Anzahl der Übungsdurchführung zu bestimmen (die Kinder lernen dabei gut zählen). Ich holte nur den Würfel und sofort schrie ein Kind: "Wir machen Sport, alle herkommen!!!"
Ich brauchte nichts sagen, machte schweigend die Übungen vor, lobte die Kinder mit einem aufmunternden Lächeln oder dem erhobenen Daumen, alles freute sich.
Anschließend wollte ich auf den Spielplatz. Ich zeigte nach draußen und die Kinder fragten "Spielplatz?" Ich nickte. "Anziehen?" Ich nickte wieder. Also gingen sie sich anziehen. Wer´s nicht mitbekam, den nahm ich noch an die Hand.
Draußen war es leichter zu schweigen. Außerdem hatten sich die Kinder daran gewöhnt.
Beim Reingehen erledigten es auch zum Teil die großen Kinder, denen ich nur das Tor zeigte, worauf sie riefen, was ich sonst gesagt hätte: "Wir gehen, alle zum Tor!" (Die GROSSEN sind übrigens gerade 4 geworden und noch nicht ganz 4.)

Mittagessen, wir warten alle am Tisch. Sonst singen wir oder ich lese ein Buch vor. DAS ging heut nicht. Ich holte ein Buch, das die Kinder bereits kannten und zeigte nur langsam Seite für Seite die Bilder. Die Kinder erzählten dazu selbst die Geschichte, ganz von allein!  Phantastisch.
So lief es den ganzen Tag. Ein Mädchen erzählte netterweise gleich jedem Erwachsenen, dass ich heute nicht rede, so dass alle Bescheid wussten. Ich brauchte nichts erklären.
Die Kinder hatten großen Spaß, waren entspannt und viel ruhiger als an normalen Tagen. Es wurde weniger gestritten und weniger geweint.
Für mich war es SUPER entspannt. Nicht zu reden nimmt so viel Druck, etwas sagen und erklären zu müssen.
Schwer fiel es mir nur, wenn die Kinder etwas Falsches sagten und ich sie nicht verbessern konnte, z.B. dass wir Freitag mit der U-Bahn in den Wald fahren, dabei fahren wir mit der S-Bahn. Sind ja nur Kleinigkeiten, aber in diesen Momenten hat mich das Schweigegelübte schon Überwindung gekostet.
Nachmittags rief eine Kollegin an, die von meinem Schweigen nichts wusste. Ich nahm den Hörer ab, aber brummte nur. Sie verstand nur Bahnhof, dachte, ich hätte den Mund voll oder mir weh getan. Ziemlich ratlos legte sie etwas genervt auf. Ich schickte ihr zur Erklärung eine SMS. Kleine Ausnahme :-)
Zum Nachmittagstee reichen wir uns immer die Hände, singen ein Lied und fangen dann an zu essen. Wir hielten die Hände, aber keiner sagte was. Bis schließlich ein Kind, das wenig Deutsch spricht, anfing unser Lied zu singen. Zum Weinen schön!

Solch einen Tag werde ich auf jeden Fall  wiederholen und ich kann es nur jedem mal empfehlen. Das geht auch zuhause. Es war für alle eine tolle und lustige Erfahrung. Und man sollte den Aspekt nicht vergessen, dass es Menschen gibt, die wirklich nicht reden können...

Mittwoch, 4. April 2012

Kalender-Girls

Oh ja, Kalender-Girls hab ich einige in der Gruppe und auch Boys. Natürlich nicht wie ihr denkt.

Können 3jährige schon etwas mit einem Kalender anfangen? Wieder oh ja!
Ich fing irgendwann mit einem Adventskalender an. Naja, das kennen ja alle. Aber ich ließ die Kinder keine Türchen öffnet, sondern malte 24 Quadrate und jeden Tag durfte ein Kind ein Quadrat ausmalen, bis es Weihnachten war. Im Januar fragten die Kinder, wo der Kalender hin ist. Ich erklärte den Sinn des Adventskalenders und dachte so bei mir, wieso eigentlich nur im Advent?

Der Adventskalender soll den Kindern zeigen, wie lange es noch bis Weihnachten hin ist. Aber Weihnachten ist ja bei weitem nicht das einzige Highlight im Jahr. Die Kinder freuen sich auf Fasching, Geburtstage, Ostern, Gruppenreise, Kitaübernachtung, Ferien, Ausflüge...

"Wie lange noch, bis ich Geburtstag habe?" Noch 2 Monate. Hä? Versteht kein 3jähriger.

Wir haben in unserer Gruppe jetzt immer einen Kalender an der Wand. Jeder Tag hat ein Kästchen. In die Kästchen der Samstage, Sonntage, Ferien und Feiertage habe ich einen Baum gemalt, die Kinder wissen, an diesen Tagen ist kein Kindergarten. An den Freitagen befinden sich ein Auto und eine Puppe im Kästchen, d.h. da ist Spielzeugtag im Kindergarten und die Kinder dürfen Spielzeug von Zuhause mitbringen, worauf sie sich immer riesig freuen.
Heute war ein Elefant im Kästchen, denn die Kinder wussten so schon seit Tagen, dass wir heute in den Zoo gehen. Und morgen ist da ein Hase im Kasten, was bedeutet das? Richtig, morgen kommt der Osterhase in die Kita.

Wenn ich die Symbole male, sind die Kinder dabei und wissen, was sie bedeuten. Sie stehen mehrmals täglich vor dem Kalender, der natürlich in ihrer Sichthöhe angebracht ist, um zu zählen, wieviele Tage es noch zu diesem oder jenem sind. Und sie zählen richtig gut. Ein kurzer Blick über die Schulter und M. (2,5 Jahre alt) sagt mal locker "Übermorgen ist Ostern". Super!
Und wenn wieder einer fragt: "Wie lange noch bis zu meinem Geburtstag?" dann sage ich "Guck auf den Kalender." Das klappt einwandfrei (wenn der Geburtstag in absehbarer Zeit ist).
Und jeden Tag, nach der Teezeit am Nachmittag, darf ein Kind den heutigen Tag abstreichen und sich darauf freuen, was morgen im Kästchen ist...

Die Kinder lernen dabei spielend das Zählen und auch Zeiten abzuschätzen.
In der Gruppe hängt der Kalender für den aktuellen Monat, aber im Flur hängt er für das ganze Jahr. Ein großer Bogen Tonkarton steht für einen Monat. Auf den Tonkartonbögen sind Bildercollagen aufgeklebt, die den jeweiligen Monat sybolisieren (haben alles die Kinder gemacht), z.B. Osterbilder im April, Karnevalsbilder im Februar, Sommer, Sonne, Strand und Meer im August u.s.w.
An den Geburtstagen der Kinder klebt ein kleines Foto von ihnen am jeweiligen Tag und eine Wäscheklammer mit einem dicken roten Pfeil zeigt den heutigen Tag an. So können die Kinder gut abschätzen, in welcher Jahreszeit sie Geburtstag haben und wie lange es noch bis dahin dauert, wenn der Pfeil jeden Tag ein Kästchen vorrückt. Alle Kinder wissen, in welcher Jahreszeit oder gar in welchem Monat sie Geburtstag haben.
Für euch Zuhause ist so ein Kinder-Kalender sicher auch empfehlenswert. Wann sind welche Highlights, wann hat Mama, Papa, Oma, Tante Susi Geburtstag, wann geht es in den Urlaub...
Bringt allerdings nur was, wenn man den Kalender dann auch jeden Tag mit den Kindern führt. Der Aufwand ist allerdings minimal und nimmt nur 3 Minuten in Anspruch! Also los - die Kids lieben es!