Kommen wir doch mal zum Spielverhalten der Kinder in der Kita. Das ist natürlich ganz anders, als das, was sie zuhause spielen.
Wir haben da einen Kaufmannsladen im Gruppenraum, der ständig "ausverkauft" ist. Die tollen Holz-Erdbeeren, -Zitronen, -Brezeln und -Scheibenkäse verschwinden schnell in dunklen Ecken, wie hinter unserer Holzburg, wo wir erst wieder rankommen, wenn das Ding zur Komplettrenovierung alle 5 Jahre abgebaut wird.
Vielleicht hat das Holzgemüse auch nur jemand aufgegessen, weil es doch so täuschend echt aussieht und ich immer sage, eßt die Kante vom Brot mit, ihr habt starke Zähne.
Es musste also größeres Spielzeug her. Ich forderte von den Eltern leere, ausgewaschene Waschmittelflaschen an. Kostet nix und der Spielfaktor ist seeeehr manigfaltig.
Wer glaubt, dass die Kinder jetzt Ariel verkaufen, der irrt. Die Flaschen sind der Hit. Die Weichspülerflaschen noch beliebter, sind sie doch durchsichtig, da kann man gleich sehen, wie die Autos und Eisenbahnen sich in der engen Packung verkanten. Dafür sind die Waschmittelflaschen viel größer, da passt mehr rein :-)
Aber das fällt unter Jugend forscht:
Wenn man die Eisenbahnlok in die enge Flaschenöffnung steckt und mit dem Fuß nachtritt, dann passt sie doch rein. Erfolgreich geforscht und klappern tut´s auch noch. Die Lok wieder herauszubekommen ist unmöglich, denn von innen kann man nicht mit dem Fuß nachtreten. Aber sie SOLL doch wieder heraus.
Und so kann sich ein hyperaktives Kind stundenlang damit beschäftigen, irgendwas aus der Verpackung heraus zu fummeln, was vorher mit Gewalt darin versenkt wurde. Wenn es gut läuft, hält diese Beschäftigungstherapie eine Woche an und beschäftigt 10 verschiedene Kinder.
Wir fassen zusammen: Die Kinder lernen Größen einzuschätzen, Mengenlehre, zielgerecht zu hantieren (notfalls mit dem Fuß, kann ja nicht schaden, wenn auch der den Pinzettengriff beherrscht), geduldig und konzentriert an einer Sache zu arbeiten, Lösungen zu (er-)finden, Musik mit den Klappergeräuschen zu machen, zu kommunizieren, um sich Hilfe bei anderen Kinder oder mir zu holen und bei all dem riecht es auch noch sooo gut.
Wer braucht da noch Holzgemüse?
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Montag, 24. Januar 2011
Montag, 17. Januar 2011
Ausdauer
Liebe Eltern oder die, die es werden möchten!
Die meisten Kinder haben mehr Ausdauer als ihr, ganz sicher. Vielleicht nicht darin, am Tisch zu sitzen, bis alle fertig sind, vielleicht auch nicht darin, Tante Lotta ein Bild zum Geburtstag zu malen.
Aber ganz sicher darin, einen Satz so lange zu wiederholen, bis irgendwo eine Hutschnur reißt.
20x in der Minute "Ich will ein Eis" und das 15 Minuten lang, wer hält das aus? Nur Kinder!
Versuchen, den Schnürsenkel ins Loch zu bekommen und bei dem kleinsten Hilfeversuch zu pflaumen "Alleine machen!", was gefühlte 2 Stunden dauert. Wer hat die Geduld dazu? Nur Kinder!
Mit einem Feuerwehrauto spielen, das ununterbrochen "Tatütata" macht, stundenlang mit einer Seelenruhe, wer erträgt das tagelang? Nur Kinder!
Nachts um 2 Uhr aufzuwachen und malen zu wollen, welcher Erwachsene möchte das? Keiner!
Und da gibt es noch so einige Beispiele. Bindet doch eurem Spross mal einen Kilometerzähler ans Bein. Wenn ihr spazieren geht, läuft sie/er die gleiche Strecke mindestens doppelt, weil sie/er vorläuft, wieder zurück zu euch usw. Und dabei RENNT das Kind auch noch. Schafft ihr das? Nee!
Also glaubt nicht, ihr müsstet euer Kind mit Samthandschuhen anfassen und ihm auf Schritt und Tritt hinterher rennen. Kinder sind ziemlich zäh, ausdauernd und durchsetzungsfähig.
Typische Situation, euer Kind steht mitten im Einkaufszentrum und schreit den ganzen Flur zusammen, dass es ein Eis WILL! Mehrmals, lange, laut. Peinlich. Oder nicht!
1. Lasst euch nicht von den mitleidigen, genervten und besserwisserischen Blicken der anderen Leute (bevorzugt ältere Damen) einschüchtern.
2. Ihr seid der Chef, nicht klein Mona.
3. Man kann mit Kindern durchaus reden und wenn sie das von Anfang an gewohnt sind, reagieren sie sogar drauf.
4. War das Kind vielleicht 2 Stunden mit euch shoppen und hat ein Eis verdient? Bitte mit Erklärung, dass es das nicht immer gibt.
5. Wenn die Antwort jedoch "Nein" lautet, hilft meist immer noch liebevolles Zureden, ein Küßchen, Ablenkung oder einfach mit dem müden Kind nach hause gehen.
Da ist die Ausdauer dann nämlich doch im Eimer...
Habt ihr tolle Beispiele? Was hilft in solchen Situationen bei eurem Kind? Schreibt mir und allen anderen Eltern eure witzigen, nervigen und peinlichen Situationen mit "ausdauernden" Kindern...
Die meisten Kinder haben mehr Ausdauer als ihr, ganz sicher. Vielleicht nicht darin, am Tisch zu sitzen, bis alle fertig sind, vielleicht auch nicht darin, Tante Lotta ein Bild zum Geburtstag zu malen.
Aber ganz sicher darin, einen Satz so lange zu wiederholen, bis irgendwo eine Hutschnur reißt.
20x in der Minute "Ich will ein Eis" und das 15 Minuten lang, wer hält das aus? Nur Kinder!
Versuchen, den Schnürsenkel ins Loch zu bekommen und bei dem kleinsten Hilfeversuch zu pflaumen "Alleine machen!", was gefühlte 2 Stunden dauert. Wer hat die Geduld dazu? Nur Kinder!
Mit einem Feuerwehrauto spielen, das ununterbrochen "Tatütata" macht, stundenlang mit einer Seelenruhe, wer erträgt das tagelang? Nur Kinder!
Nachts um 2 Uhr aufzuwachen und malen zu wollen, welcher Erwachsene möchte das? Keiner!
Und da gibt es noch so einige Beispiele. Bindet doch eurem Spross mal einen Kilometerzähler ans Bein. Wenn ihr spazieren geht, läuft sie/er die gleiche Strecke mindestens doppelt, weil sie/er vorläuft, wieder zurück zu euch usw. Und dabei RENNT das Kind auch noch. Schafft ihr das? Nee!
Also glaubt nicht, ihr müsstet euer Kind mit Samthandschuhen anfassen und ihm auf Schritt und Tritt hinterher rennen. Kinder sind ziemlich zäh, ausdauernd und durchsetzungsfähig.
Typische Situation, euer Kind steht mitten im Einkaufszentrum und schreit den ganzen Flur zusammen, dass es ein Eis WILL! Mehrmals, lange, laut. Peinlich. Oder nicht!
1. Lasst euch nicht von den mitleidigen, genervten und besserwisserischen Blicken der anderen Leute (bevorzugt ältere Damen) einschüchtern.
2. Ihr seid der Chef, nicht klein Mona.
3. Man kann mit Kindern durchaus reden und wenn sie das von Anfang an gewohnt sind, reagieren sie sogar drauf.
4. War das Kind vielleicht 2 Stunden mit euch shoppen und hat ein Eis verdient? Bitte mit Erklärung, dass es das nicht immer gibt.
5. Wenn die Antwort jedoch "Nein" lautet, hilft meist immer noch liebevolles Zureden, ein Küßchen, Ablenkung oder einfach mit dem müden Kind nach hause gehen.
Da ist die Ausdauer dann nämlich doch im Eimer...
Habt ihr tolle Beispiele? Was hilft in solchen Situationen bei eurem Kind? Schreibt mir und allen anderen Eltern eure witzigen, nervigen und peinlichen Situationen mit "ausdauernden" Kindern...
Mittwoch, 12. Januar 2011
Habt ihr Kinder?
Fragt ihr euch auch, was passiert, wenn sich die Türen der Kita schließen und ihr zur Arbeit geht?
Ist euer Kind glücklich? Weint es? Wird es beachtet oder ist es jeden Tag auf´s neue ein Kampf?
Ich befinde mich hinter den Türen und habe in 21 Jahren verdammt viel erlebt. So oder so ähnlich wird es sich in allen Kindergärten abspielen...
Ich werde euch hier lustige, traurige, nachdenkliche, interessante Geschichten erzählen, die euch vielleicht eine Vorstellung vom Kitaleben geben.
Zunächst einmal möchte ich etwas zu meinem Beruf sagen.
Für viele Eltern ist die Vorstellung in einer Kita zu arbeiten die Hölle, den ganzen Tag diesen Lärm zu ertragen, mit so vielen Kindern gleichzeitig klar kommen, wo sie doch mit einem schon genug zu tun haben...
Manche finden es ganz süß und würden die Kinder den ganzen Tag knutschen. Reicht nicht für den Job!!!
Und dann gibt es noch die erfolgreichen Manager-Väter, die abends um 21 Uhr nach hause kommen und ihr Kind nur entspannt am Wochenende erleben. Diese Väter schlagen alle 3 Monate im Kindergarten auf, um den tollen Papi zu geben und die Erzieherin freundschaftlich (oder was sonst?) in den Arm zu nehmen und ihr zu sagen, was für einen tollen Job sie doch hat, den ganzen Tag spielen zu können und dafür auch noch Geld zu bekommen.
Papis, mein Tag sieht so aus:
Meist beginnt mein Dienst um 9 Uhr, genauso wie das Frühstück. Schnell die Kids an den Tisch setzen. Der Eine kriegt den Rucksack nicht auf, weil es unbedingt der Hightech-Rucksack mit dem Karabiner sein musste, die Nächste hat Probleme mit den kindersicheren, äh, auslaufsicheren Tupperdosen, in denen die Gurke am Ei klebt und ich erst die Butter vom Babybel wischen muss, bevor ich das Papier abziehen kann.
Fünf nach neun singen wir ein Lied und beginnen das gemütliche Frühstück. Ich etwas später, denn ich muss noch den Actimel von Tisch und Fußboden wischen, weil das ruckartige Deckelabziehen bei Zweijährigen noch nicht funktioniert. Macht ja nix.
Zwei Kinder müssen während des Frühstücks sicher zur Toilette, was alleine klappt, wenn es nur "pullern" ist. Ist es aber nicht. Also warte ich lieber noch, bis ich die Pos abgewischt habe, bevor ich herzhaft in meine Stulle beiße. (Keine Angst, ich hab mir vorher die Hände desinfiziert.)
Inzwischen klingelt an der Tür schon einer Sturm, der auf den 5 Minuten von zuhause bis zur Kita wieder einen Mörderstau hatte.
Während wir uns über das Wochenende, den Formeleinssieger und das anstehende Vormittagsprogramm unterhalten, muss ich noch einen Apfel aufschneiden und zwei Eier abpuhlen. (Ist es nicht erstaunlich, dass Kinder eine komplette Spülmaschine auseinandernehmen können, aber nicht in der Lage sind, ein Ei von der Schale zu befreien?) Schließlich komme ich glatt dazu, mein Brot zu essen.
Nach dem Frühstück abräumen, Zähne putzen, das Kind mit dem nassen Ärmel umziehen.
Und los geht´s, wir malen mit Fingerfarbe. Wichtig: Nie mit allen gleichzeitig malen, das ist wie eine Dose mit Heuschrecken ganz zu öffnen, um sich in Ruhe Eine herauszuholen.
6 Kinder höchstens und deshalb habe ich auch nur 6 Malkittel.
Nach dem neuen Berliner Bildungsprogramm, sollte man ja keine Vorgaben mehr machen, was die Kinder malen sollen, trotzdem bitte ich um ein Frühlingsbild mit Blumen. Da ich mir fest vorgenommen habe, mich nicht einzumischen und die Kinder völlig kreativ selber malen zu lassen, sehe ich zu, wie die grünen Sonnen und gelben Blumen hinter einer sehr sehr schwarzen Wolke verschwinden. Soll ich DAS aufhängen??? Alle sind fertig mit dem Malen, bereit machen zum Hände waschen.
Das Kind, das seit 2 Minuten seelenruhig neben meinem Stuhl steht und die Hand auf meiner Schulter hat, flüstert mir bei der Gelegenheit ins Ohr: "Ich hab eingepullert!"
2. Kollegin? Fehlanzeige. Praktikant? Nö. Also 6 Kindern in Hektik die Ärmel hochgekrempelt und an die Waschbecken gestellt. Das eingepullerte Kind umziehen, die Pfütze wegwischen, das nasse Bad wischen und die Farbe von den Spiegeln kratzen (lass Kinder nie allein im Bad und schon gar nicht sechs auf einmal!!!) und die Farbschlacht auf dem Tisch beseitigen. Macht ja nix.
Nun wollen wir aber noch auf den Spielplatz. Gegen ihren Willen nötige ich die Kinder raus zu gehen. Damit die ersten angezogenen Kinder nicht schwitzen, bitte ich sie, sich mit einem Buch ruhig an den Tisch zu setzen, während ich weiter anziehe.
Als ich fertig bin (im wahrsten Sinne des Wortes und auch in allen anderen Sinnen) und in den Gruppenraum gehe, sitzen 3 Kinder am Tisch und lesen ein Buch, die anderen kloppen sich in der Kuschelecke.
Ich verteile Gummibärchen an die drei Tischkinder und schwupp, ist die Kuschelecke leer und neun weitere Hände strecken sich mir entgegen. Leider bekommen die Kinder, die Tisch mit Kuschelecke und lesen mit kloppen verwechselt haben kein Gummibärchen und so gehe ich mit drei glücklichen und neun beleidigten Kindern auf den Spielplatz.
Endlich durchatmen. Es ist kalt, zwei Kinder ohne Handschuhe (O-Ton Eltern: Der will immer keine anziehen!) weinen schon, weil die Hände weh tun und so opfer ich meine Handschuhe. Macht ja nix.
Nach 30 Minuten nötige ich die Kinder gegen ihren Willen reinzugehen. Alles wieder ausziehen, Mittag essen, Zähne putzen, die Hälfte der Kinder wickeln, die anderen auf die Toilette schicken, acht der 12 Kinder zum Schlafen zu meiner Kollegin der zweiten Kleinkindgruppe bringen, selber mal schnell pullern gehen.
Jetzt ist Zeit zum Spielen. Ach nein, ich muss ja die Nicht-Schläfer meiner Kollegin nehmen und beschäftigen, den Wochenplan für die nächste Woche schreiben, Fotos nachbestellen, den Reis unterm Tisch auffegen, die "schwarzen Frühlingswolken" aufhängen, die Bastelaktion für morgen vorbereiten und im Puppentheater einen Termin machen. Ist noch Zeit für einen Kaffee? Nee, die Schlafkinder stehen in 5 Minuten auf, also mit den Nicht-Schläfern aufräumen. Macht ja nix.
Schlafkinder anziehen, Obst aufschneiden, Teezeit (in anderen Teilen Deutschlands sagt man Vesper). Vielleicht komme ich selber zum Essen oder es läuft wie beim Frühstück.
Nach dem Tee werden die ersten Kinder abgeholt, Smalltalk in der Tür mit den Eltern, nebenher den Tisch abräumen und Wischen, den Teewagen in die Küche bringen und zwei Kinder wickeln, während mir einer mit dem Bobbycar über die Füße fährt.
Es wird ruhiger? Denkste. Die ersten Kollegen gehen nach hause, deren Kinder werden aufgeteilt. Macht ja nix.
Um 17 Uhr hätte auch ich Feierabend, denn dann schließt die Kita. Die letzte Mama springt um Schlag 17 Uhr rein und freut sich, dass sie noch so pünktlich ist. In weiser Voraussicht, habe ich das Kind bereits vor zwei Minuten angezogen. "Wo sind denn die Handschuhe?" Ich weiß nicht, denn es ist kein Kind aus meiner Gruppe und so schließe ich noch mal die anderen Räume auf, um die Handschuhe zu suchen, die das Kind ordentlich in der Jackentasche hatte, wo Mama natürlich schon nachgeschaut hatte. Natürlich.
Meine Kollegin, mit der ich mir gerne die Bahn geteilt hätte, um mal ein bißchen zu quatschen, ist inzwischen schon weg. Macht ja nix.
Und auch wenn ich heute irgendwie wieder nicht zum Spielen kam, mache ich diesen Job doch für mein Leben gern!!!
Die nächsten Einträge werden kürzer und kurzweilig.
Ich freu mich auf euch Leser!!!
Fragt ihr euch auch, was passiert, wenn sich die Türen der Kita schließen und ihr zur Arbeit geht?
Ist euer Kind glücklich? Weint es? Wird es beachtet oder ist es jeden Tag auf´s neue ein Kampf?
Ich befinde mich hinter den Türen und habe in 21 Jahren verdammt viel erlebt. So oder so ähnlich wird es sich in allen Kindergärten abspielen...
Ich werde euch hier lustige, traurige, nachdenkliche, interessante Geschichten erzählen, die euch vielleicht eine Vorstellung vom Kitaleben geben.
Zunächst einmal möchte ich etwas zu meinem Beruf sagen.
Für viele Eltern ist die Vorstellung in einer Kita zu arbeiten die Hölle, den ganzen Tag diesen Lärm zu ertragen, mit so vielen Kindern gleichzeitig klar kommen, wo sie doch mit einem schon genug zu tun haben...
Manche finden es ganz süß und würden die Kinder den ganzen Tag knutschen. Reicht nicht für den Job!!!
Und dann gibt es noch die erfolgreichen Manager-Väter, die abends um 21 Uhr nach hause kommen und ihr Kind nur entspannt am Wochenende erleben. Diese Väter schlagen alle 3 Monate im Kindergarten auf, um den tollen Papi zu geben und die Erzieherin freundschaftlich (oder was sonst?) in den Arm zu nehmen und ihr zu sagen, was für einen tollen Job sie doch hat, den ganzen Tag spielen zu können und dafür auch noch Geld zu bekommen.
Papis, mein Tag sieht so aus:
Meist beginnt mein Dienst um 9 Uhr, genauso wie das Frühstück. Schnell die Kids an den Tisch setzen. Der Eine kriegt den Rucksack nicht auf, weil es unbedingt der Hightech-Rucksack mit dem Karabiner sein musste, die Nächste hat Probleme mit den kindersicheren, äh, auslaufsicheren Tupperdosen, in denen die Gurke am Ei klebt und ich erst die Butter vom Babybel wischen muss, bevor ich das Papier abziehen kann.
Fünf nach neun singen wir ein Lied und beginnen das gemütliche Frühstück. Ich etwas später, denn ich muss noch den Actimel von Tisch und Fußboden wischen, weil das ruckartige Deckelabziehen bei Zweijährigen noch nicht funktioniert. Macht ja nix.
Zwei Kinder müssen während des Frühstücks sicher zur Toilette, was alleine klappt, wenn es nur "pullern" ist. Ist es aber nicht. Also warte ich lieber noch, bis ich die Pos abgewischt habe, bevor ich herzhaft in meine Stulle beiße. (Keine Angst, ich hab mir vorher die Hände desinfiziert.)
Inzwischen klingelt an der Tür schon einer Sturm, der auf den 5 Minuten von zuhause bis zur Kita wieder einen Mörderstau hatte.
Während wir uns über das Wochenende, den Formeleinssieger und das anstehende Vormittagsprogramm unterhalten, muss ich noch einen Apfel aufschneiden und zwei Eier abpuhlen. (Ist es nicht erstaunlich, dass Kinder eine komplette Spülmaschine auseinandernehmen können, aber nicht in der Lage sind, ein Ei von der Schale zu befreien?) Schließlich komme ich glatt dazu, mein Brot zu essen.
Nach dem Frühstück abräumen, Zähne putzen, das Kind mit dem nassen Ärmel umziehen.
Und los geht´s, wir malen mit Fingerfarbe. Wichtig: Nie mit allen gleichzeitig malen, das ist wie eine Dose mit Heuschrecken ganz zu öffnen, um sich in Ruhe Eine herauszuholen.
6 Kinder höchstens und deshalb habe ich auch nur 6 Malkittel.
Nach dem neuen Berliner Bildungsprogramm, sollte man ja keine Vorgaben mehr machen, was die Kinder malen sollen, trotzdem bitte ich um ein Frühlingsbild mit Blumen. Da ich mir fest vorgenommen habe, mich nicht einzumischen und die Kinder völlig kreativ selber malen zu lassen, sehe ich zu, wie die grünen Sonnen und gelben Blumen hinter einer sehr sehr schwarzen Wolke verschwinden. Soll ich DAS aufhängen??? Alle sind fertig mit dem Malen, bereit machen zum Hände waschen.
Das Kind, das seit 2 Minuten seelenruhig neben meinem Stuhl steht und die Hand auf meiner Schulter hat, flüstert mir bei der Gelegenheit ins Ohr: "Ich hab eingepullert!"
2. Kollegin? Fehlanzeige. Praktikant? Nö. Also 6 Kindern in Hektik die Ärmel hochgekrempelt und an die Waschbecken gestellt. Das eingepullerte Kind umziehen, die Pfütze wegwischen, das nasse Bad wischen und die Farbe von den Spiegeln kratzen (lass Kinder nie allein im Bad und schon gar nicht sechs auf einmal!!!) und die Farbschlacht auf dem Tisch beseitigen. Macht ja nix.
Nun wollen wir aber noch auf den Spielplatz. Gegen ihren Willen nötige ich die Kinder raus zu gehen. Damit die ersten angezogenen Kinder nicht schwitzen, bitte ich sie, sich mit einem Buch ruhig an den Tisch zu setzen, während ich weiter anziehe.
Als ich fertig bin (im wahrsten Sinne des Wortes und auch in allen anderen Sinnen) und in den Gruppenraum gehe, sitzen 3 Kinder am Tisch und lesen ein Buch, die anderen kloppen sich in der Kuschelecke.
Ich verteile Gummibärchen an die drei Tischkinder und schwupp, ist die Kuschelecke leer und neun weitere Hände strecken sich mir entgegen. Leider bekommen die Kinder, die Tisch mit Kuschelecke und lesen mit kloppen verwechselt haben kein Gummibärchen und so gehe ich mit drei glücklichen und neun beleidigten Kindern auf den Spielplatz.
Endlich durchatmen. Es ist kalt, zwei Kinder ohne Handschuhe (O-Ton Eltern: Der will immer keine anziehen!) weinen schon, weil die Hände weh tun und so opfer ich meine Handschuhe. Macht ja nix.
Nach 30 Minuten nötige ich die Kinder gegen ihren Willen reinzugehen. Alles wieder ausziehen, Mittag essen, Zähne putzen, die Hälfte der Kinder wickeln, die anderen auf die Toilette schicken, acht der 12 Kinder zum Schlafen zu meiner Kollegin der zweiten Kleinkindgruppe bringen, selber mal schnell pullern gehen.
Jetzt ist Zeit zum Spielen. Ach nein, ich muss ja die Nicht-Schläfer meiner Kollegin nehmen und beschäftigen, den Wochenplan für die nächste Woche schreiben, Fotos nachbestellen, den Reis unterm Tisch auffegen, die "schwarzen Frühlingswolken" aufhängen, die Bastelaktion für morgen vorbereiten und im Puppentheater einen Termin machen. Ist noch Zeit für einen Kaffee? Nee, die Schlafkinder stehen in 5 Minuten auf, also mit den Nicht-Schläfern aufräumen. Macht ja nix.
Schlafkinder anziehen, Obst aufschneiden, Teezeit (in anderen Teilen Deutschlands sagt man Vesper). Vielleicht komme ich selber zum Essen oder es läuft wie beim Frühstück.
Nach dem Tee werden die ersten Kinder abgeholt, Smalltalk in der Tür mit den Eltern, nebenher den Tisch abräumen und Wischen, den Teewagen in die Küche bringen und zwei Kinder wickeln, während mir einer mit dem Bobbycar über die Füße fährt.
Es wird ruhiger? Denkste. Die ersten Kollegen gehen nach hause, deren Kinder werden aufgeteilt. Macht ja nix.
Um 17 Uhr hätte auch ich Feierabend, denn dann schließt die Kita. Die letzte Mama springt um Schlag 17 Uhr rein und freut sich, dass sie noch so pünktlich ist. In weiser Voraussicht, habe ich das Kind bereits vor zwei Minuten angezogen. "Wo sind denn die Handschuhe?" Ich weiß nicht, denn es ist kein Kind aus meiner Gruppe und so schließe ich noch mal die anderen Räume auf, um die Handschuhe zu suchen, die das Kind ordentlich in der Jackentasche hatte, wo Mama natürlich schon nachgeschaut hatte. Natürlich.
Meine Kollegin, mit der ich mir gerne die Bahn geteilt hätte, um mal ein bißchen zu quatschen, ist inzwischen schon weg. Macht ja nix.
Und auch wenn ich heute irgendwie wieder nicht zum Spielen kam, mache ich diesen Job doch für mein Leben gern!!!
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