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Samstag, 14. Juni 2014

Ein Tag für´s Klo

Es gibt Tage, die verbringe ich hauptsächlich auf der Kita-Toilette.
Nein, ich habe kein Magen-Darm-Problem, ich habe 2 - 4jährige Kinder. In dieser Altersklasse werden sie zwangsläufig irgendwann trocken und das ist für einige Kinder so ein Akt, wie für 18jährige das Abitur zu schreiben.

Bei uns gibt es einige Verlockungen für Kinder, die keine Windeln mehr brauchen, z.B. dürfen sie sich zu den Mahlzeiten das Trinken selber eingießen. Das sind kleine Motivationspunkte, die gerne einige erreichen wollen und auch mächtig stolz sind, wenn sie es geschafft haben.
Die größte Motivation ist allerdings noch immer es so zu können, wie die die es bereits können, die großen Kinder, die Alleskönner.
Sie beschäftigen sich gedanklich schon wochenlang mit dem "Geschäft". Gucken bei anderen ab, erzählen zuhause davon, fragen 100 mal nach, müssen sich ganz sicher sein, bevor sie sich das erste Mal selber auf die Schüssel wagen. Das ist dann ziemlich verkrampft, denn trotz kleiner Kindertoiletten haben fast alle Angst, hineinzufallen und im Abflussrohr zu verschwinden. Viele wählen daher als erstes das Töpfchen. Sie haben ja die freie Wahl.
Darauf zu sitzen ist meist schon ein Meilenstein, stolz glänzen die Augen. Im Töpfchen glänzt nix, weil die ersten 6 Male noch nichts raus kommt. Egal, erst mal ein Gefühl für den neuen Sitz bekommen.
Und dann klappt es. Die Freude ist riesig, sie platzen fast vor Stolz, zur Belohnung gibt´s ein Gummibärchen. Das Kind fühlt sich, als wär Weihnachten, Ostern und Geburtstag gleichzeitig. Ich muss es den anderen Kindern erzählen und das erfolgreiche Kind steht da, als hätte es gerade den Oscar verliehen bekommen.

Geschafft denkt ihr? Ein Kind ist trocken, der nächste bitte? NEIN!
Dieses Kind hat es einmal geschafft und der Ansporn es weiter zu schaffen ist groß. Die Angst es zu vermasseln aber auch. Von jetzt ab wird alle 5 Minuten auf´s Klo gerannt. Muss es wirklich oder will es nur noch mal spüren groß zu sein? Man weiß es nicht. Und ich muss mit und es festhalten, damit es nicht im Rohr verschwindet. Schubidu...ich erzähle mit dem Kind - es kommt nix. Ich singe - es kommt nix. Ich mache den Wasserhahn an - es kommt nix. Wir stehen nach 10 Minuten erfolglos wieder auf, nur um 3 Minuten später wieder auf die Toilette zu rennen. Und das geht jetzt 2 Wochen so. Eigentlich kann ich gar nichts mehr in der Gruppe machen, ich bin kaum da. Irgendwann kann es alleine sitzen, aber will nicht alleine sein. Ich stehe im Türrahmen, der Blick pendelt wie beim Tennis zwischen Gruppenraum und Toiletten-Kind hin und her. Ab und zu kommt was und bringt jedesmal eine große Freude mit sich.
In diesem Jahr hatte ich zwei Kinder, die das gleichzeitig durchzogen. Da lohnte sich mein Weg wenigstens. Die beiden mussten immer gleichzeitig. Nach Pipi kam Kacka, auch das klappte plötzlich im Synchron-Sitzen. Es ist wirklich erstaunlich, wie unbefangen Kinder noch sind und dass sie zu zweit besser "Kacki" machen können, als allein. Ich kann ja schon kaum Pipi machen, wenn nur einer vor der Tür steht, geschweige denn...

Und so ist es bis heute so, dass sie laut verkünden "Ich muss Kacki!" und spontan der Kumpel auch muss. Und tatsächlich auch macht. Sozusagen auf Bestellung.
Dann klappt das also zwei Wochen bestens, ich kann sogar im Gruppenraum bleiben und sie rufen mich, wenn sie fertig sind, und plötzlich macht einer wieder in die Hosen. Am nächsten Tag auch. Und am übernächsten. Pipi, Kacki, alles was der Bauch so hergibt. Fragen, warum er nicht auf die Toilette geht, kann ich mir sparen, die Kinder kennen diese Antwort einfach nicht. Nicht alle werden rückfällig, aber doch einige. Dann klappt es plötzlich 4 Wochen nicht mehr, die Eltern verzweifeln an den Wäschebergen, wieder Windeln um machen, will man aber auch nicht, ging ja schließlich schon mal gut. Und genauso plötzlich klappt es wieder und dann für immer.
Und wenn sie es richtig gut können, verbringen sie (meist zu zweit) halbe Tage auf dem Lokus. Sie sitzen dort, die Rücken lässig hinten an den Deckel gelehnt, als würden sie im Sessel fläzen und unterhalten sich, am liebsten über diese Toilettensache. Die Eltern wollen, dass zwischen den beiden Toiletten Schamwände eingezogen werden, damit ihre Kinder in Ruhe ihr Geschäftchen erledigen können. Fragt auch mal einer die Kinder? Bloß weil wir Erwachsenen so verklemmt sind, brauchen doch die Kinder nicht einen ihrer wichtigsten Kommunikations- und Lachplätze zu opfern...

Manchmal sitzen 2 auf der Toilette, 1 auf dem Töpfchen und noch 2 auf dem Fußboden davor und quatschen und lachen sich kaputt dabei. Mädchen, Jungs - egal, ist mit allen witzig. Davon können wir uns noch eine Scheibe abschneiden. Nicht wörtlich nehmen...