Jedes Jahr übernachten wir einmal in der Kita.
Das haben wir letzte Woche getan und es war grandios!
Die Kollegin, die dabei gewesen wäre, wurde an genau diesem Tag krank. Eine andere Kollegin erklärte sich spontan bereit, zu übernehmen. Nichts hatte sie zur Übernachtung mit und doch sprang sie ein. Meine Hochachtung!!!
Am Nachmittag sind wir in den Zoo gegangen. Jedes Kind hatte einen Rucksack mit Trinkflasche dabei. Das Essen und die Regenklamotten (bei unseren Ausflügen regnet es IMMER!) hatte ich im Hackenporsche.
Wir waren noch nicht am Eingang, da wurde schon nach den Keksen gefragt. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Wir wackelten an Alpakas, Nashörnern, Adlern, Geiern, Eulen und lustigen Schweinen vorbei, als die Ersten vor Hunger auf Kekse fast zusammenbrachen.
Traditionsgemäß lief nach ein paar Metern auch die erste Flasche aus, Rucksack und Kindsrücken waren nass. Sind wir gewohnt und waren vorbereitet.
Der Himmel zog sich zusammen und ich hatte versprochen, heute mal auf den Spielplatz zu gehen, wozu wir sonst nie kommen. Die 1. Rast hielten wir also auf dem Spielplatz unter einem kleinen Dach mit Tisch und Bänken. Ich packte Obst, Brote und Kekse aus, alle tranken durstig und eine 3/4 Stunde ging für´s Spielen drauf.
Dann fing es an zu tröpfeln, wir schlüpften in die Regenjacken. Ich packte Obst und Brote wieder ein, die Kekse waren alle.
Weiter an Büffeln und Pinguinen vorbei. Alles schrie nach Pause und Hunger. Hatten wir nicht vor 100m eine Pause???
Also 2. Rast bei den Seehunden, auch die sind für die Zuschauer überdacht. Ich bot Brote an. "Sind denn keine Kekse mehr da???"
Es fing an zu schütten. Wir zogen den 9 Kindern Regenjacken und Gummistiefel aus, Regenhosen an, Jacken und Gummistiefel auch wieder an. Die Hosen kommen nämlich unter die Jacken! Das dauerte 20 Minuten, genauso lange wie der Regen.
Wir gingen weiter, vorbei an den Störchen, Marabus und Reihern, die alle die riesigen Flügel zum Trocknen ausgestreckt hatten.
Bei den Löwen schauten wir kurz herein. Die Löwenkinder (oder Löwenjugendlichen) waren sehr aktiv und eine Horde Klassenfahrtler aus Irgendwo lockte sie noch mit einem Blatt Papier an die Gitterstäbe, was prima gelang.
Hunger!
3. Pause also vor dem Raubtierhaus. Und diesmal gingen auch die Brote und das Obst weg. Zur Belohnung gab es für jeden 2 Kekse :-)
Wir schlenderten langsam zum Ausgang und kamen dabei noch an den Affen und Nilpferden vorbei.
Das Nilpferdbecken war so trübe, dass die Kinder das 3m-Nilpferd selbst dann nicht sahen, als es mit den Borsten an der Scheibe entlang schrabte. "Wooo? Ich seh nix." Ich auch nicht, also weiter.
Inzwischen schlurften alle schon. 3 1/2 Stunden waren sie gelaufen, bzw. gerannt.
Der Ausgang kam in Sicht, ein Stück weiter war das Elefantenhaus, das einige noch sehen wollten.
Ein 3jähriger blieb mit auf dem Boden schleifendem Rucksack vor dem Ausgang stehen und sagte: "Hier ist der Ausgang, ich kann nicht mehr."
Wir haben es dann doch noch geschafft, uns ins aromastarke Elefantenhaus zu begeben. Ich las die Namen der riesigen Tiere vor:
"Victor. Iyoti -" Ein 3jähriger fragte: "Wieso heißt denn der Elefant Idioti?"
Gute Frage. Ich stellte das richtig.
Gerade rechtzeitig kamen wir trocken in der Kita an und bereiteten das Abendbrot zu - Stulle mit Brot. Dabei fing es an zu schütten und zu stürmen, was die Kinder faszinierte. Kurz entschlossen öffnete ich die Tür nach draußen und sagte, die Kids könnten mal schnell wie sie sind durch den Regen rennen.
"Mit ohne Jacke?" "Mit Hausschuh´n?" Klar, nur mal schnell. Der Erste rannte zaghaft los, kreischte vor Vergnügen und drehte gleich wieder um. Er war noch nicht mal unter dem Vordach hervorgekommen und hatte keinen Tropfen abbekommen. Aber das animierte die anderen, mal eben rein und raus zu rennen, was allen einen tierischen Spaß bereitete, alle lachten und kreischten, herrlich. Nach einer Minute aßen wir unser Abendbrot weiter, aber mit einem Grinsen im Gesicht.
Waschen, Zähneputzen, Windel um, Schlafanzug an, ab ins Bett. Keiner wollte nach Hause, keiner weinte nach Mami, was für ein enormes Vertrauen die Kinder doch in mich haben. Einige hatten noch niemals woanders geschlafen. Ich war stolz auf meinen kleinen Hühnerhaufen und hatte ein ganz warmes Gefühl im Bauch als alle seelig schliefen.
Nachts tapperte ich noch mal auf die Toilette und ließ mich dann wieder auf meine Matratze zwischen den Kinderbetten fallen, um auch sofort wieder aufzuspringen. Mein Bett war besetzt. Ich leuchtete mit der Taschenlampe und sah einen Jungen wie hingemalt auf meinem Kopfkissen schlafen. Was nun? Erst wollte ich in sein Bett, aber sein Kissen war so platt wie ne Briefmarke, darauf kann ich nicht schlafen.
Ich hob ihn also in sein Bett zurück. Dass er in dem Moment keinen festen Halt unter sich hatte, fand er gar nicht gut und ruderte wie verrückt mit Armen und Beinen. Ich hob mir fast einen Bruch. Etwas später riss er mir beinah mein Ohr ab, weil er es gewohnt war, an einem Ohr zu gnibbeln. Fällt nachts um Längen brutaler aus. Und überhaupt schlief er äußerst aktiv. Neben mir...
Ein Mädchen musste ständig husten, wobei sie ihren Schnuller weit von sich katapultierte und ihn dann nicht mehr fand, weil sie nur die 2cm vor dem Bett laut klatschend mit der Handfläche absuchte. Ohne wach zu werden. 4x in der Nacht.
Aber auch diese Nacht ging vorbei.
9 Kinder schliefen 11 Stunden, waren happy und furchtbar stolz. Wir Erzieher schliefen kaum, wie immer, weil man bei jedem Geräusch gleich in "Hab-Acht-Stellung" ist, aber das war die beste Übernachtung, die ich je hatte!!! Sind halt die tollsten Kinder!
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