Wenn wir "Mittagsschlaf" hören, lächeln wir selig.
Wenn Kinder "Mittagsschlaf" hören, werden sie unwirsch oder fangen an zu weinen. Ätzend, diese Schlaferei.
Aber die Kinder kommen nicht drum herum. Mama und Papa bestehen darauf, wir Erzieher setzen es um.
Bei uns schlafen die Kinder nach den Wünschen der Eltern. Mit vier Jahren schläft schon keiner mehr, weil die Kleinen angeblich vor 23 Uhr dann nicht mehr einschlafen. Das war vor ein paar Jahren noch anders. Mit drei wird die "Dosis" langsam herunter gesetzt, von 5x die Woche Mittagsschlaf auf 3x, dann auf 2x bis die Kinder ganz davon befreit sind. Das ist für sie wie Geburtstag, Ostern und Weihnachten an einem Tag. Und damit es auch ja keiner vergisst, wird in den ersten 3 Wochen des Nicht-Mehr-Schlafens vom Ex-Schlafkind penetrant darauf hingewiesen. Oder fragend vergewissert: "Muss ich heute schlafen?" Die Frage stellen sie 10x bis zum Mittag. Ein banger Blick - dann die Erleichterung, wenn wir Erhofftes bestätigen: Kein Mittagsschlaf mehr. Die Freude darüber gleicht fetter Euphorie.
Aber ein paar bleiben immer zum Schlafen übrig, am Anfang des Kitajahres noch mehr, weil die Neuen halt alle noch klein sind.
Und dann müssen auch ein oder zwei Erzieherinnen Schlafwache halten, damit es keine Kissenschlachten oder Schlafanzugtausch gibt. In dieser Saison sind es vier Erzieherinnen und das aus gutem Grund.
Es gibt Erzieherinnen, die gerne die Schlafwache machen, die dann ab und zu selber ins Land der Träume gleiten und die anschließend zerknautscht mit roter Schlaffalte vom Kissen weiter arbeiten.
Und es gibt (wenige) Erzieherinnen, die nicht gerne diese kleine Auszeit nehmen. Zu denen gehöre ich. Heute musste ich mal ran.
Von den 10 Schlafkindern schlafen Drei ein, bevor sie das zweite Bein im Bett haben, bevorzugt auch schon beim Essen am Tisch.
Weitere vier Kinder brauchen ca. 20 Minuten, bevor sie entspannt zuckend in den Schlaf sinken, was sie relativ unbemerkt tun.
Und die letzten 3 Kinder: HILFE!
Kind 1 wälzt sich im Bett hin und her, als hätte jemand Ameisen hinein gekippt. Hin. Her. Hin. Her. Aus dem Bett gekullert. Wieder hineingelegt. Hin. Her. Gegen die Wand gebummert, noch mal aus dem Bett. 50 Minuten lang.
Kind 2 macht Geräusche ohne Ende. "Pst" hilft nicht, es blubbert und zischt weiter. "Pssssssssssscht" hilft auch nicht. Den Kopf kraulen. Hilft 5 Sekunden, bevor es sich unruhig wieder bewegt und meine kraulende Hand gleich dahin schiebt, wo es angenehmer ist, links am Kopf, rechts am Kopf, Stirn, Bauch - oder ist das nur Langeweile? Ich hör auf zu kraulen. Den Finger mal sacht an den Kindsmund gelegt hilft 10 Sekunden. Zum Verzweifeln. Es wird gesummt und gebrummt bis ein lautes Donnerwetter folgt. Hilft 2 Minuten. Und wenn ich Glück habe, schläft das Kind in den 2 Minuten endlich ein.
ABER dann hab ich ja noch Kind drei, der in die Stille hinein völlig hemmungslos und fehlerfrei "Die Forelle" von Schubert singt, ein Lied, das ein noch nicht mal Dreijähriger eigentlich gar nicht kann, weil es viel zu kompliziert ist.
Darum brauchen wir im Moment 4 Leute in der Schlafwache.
Bevor die Drei eingeschlafen sind, kämpfe ich schon lange mit dem Sandmann, reiße in der Dunkelheit die Augen auf, damit ich in der Schlafwache nicht schlafe sondern wache und fühle mich nach 50 Minuten völlig gerädert. Kalt ist mir auch. Und zum Ausgleich brauche ich dringend eine halbe Tafel Schokolade.
Könnt ihr jetzt verstehen, warum ich die Schlafwache nicht gerne mache?
Aber könnt ihr auch verstehen, warum die anderen Erzieherinnen sie gerne machen???
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