In unserer Kita sind einige Kinder mit Migrationshintergrund, allein in meiner Gruppe tummeln sich viele Nationen, die ein herrlich buntes Bild ergeben.
Da ist mein isländisches Kind. Isländisch ist eine ziemlich schwere Sprache, klingt dem englischen nicht annähernd ähnlich. Deshalb wird es dem Kleinen auch schwer fallen, Deutsch zu lernen, es klingt so ganz anders, als das was er kennt. Und doch macht er jeden Tag Fortschritte und bemüht sich. Mir ist auch sehr wohl aufgefallen, dass die Eltern immer besser deutsch sprechen können.
Auch vor meiner russischen Mama in der Gruppe kann ich nur den Hut ziehen, sie hat in Windeseile unsere Sprache gelernt. Sie sind so ehrgeizig, da können wir Deutschen uns noch eine dicke Scheibe abschneiden.
Eine süße Konstellation sind auch die bosnische Mama und der türkische Papa, die sich nicht ganz fehlerfrei auf deutsch unterhalten. Die drei Jungs sprechen deutsch besser, als die anderen Sprachen.
Aber nun kommt das Highlight meiner Gruppe, ich hatte bereits die große Schwester und war fasziniert, nun ist der kleine Bruder in meiner Gruppe. Mama Türkin, Papa Amerikaner. Die Eltern unterhalten sich englisch miteinander und auch ich nutze die Chance, um mein Englisch zu verbessern, in dem ich mit ihnen möglichst nur englisch rede. Die Mama spricht auch ausreichend deutsch, um sich gut verständlich zu machen. Mit ihren Kindern spricht sie türkisch oder englisch. Der Papa spricht sehr gut deutsch und kann auch türkisch, mit den Kindern spricht er englisch. Die Tochter spricht überwiegend englisch, obwohl sie auch die anderen beiden Sprachen perfekt beherrscht. Der Sohn spricht mit mir deutsch mit amerikanischem Akzent, mit Mama türkisch und mit Papa englisch, er schaltet von Person zu Person problemlos um. Der Kleine ist 3 Jahre alt.
Eltern, seid ihr mehrsprachig - lasst eure Kinder daran teil haben!!! Es ist wirklich Sünde, wenn ihr eure Muttersprache vernachlässigt und euch bei dem Kind auf nur eine Sprache beschränkt! Ganz schlimm, wenn ihr selber die Sprache, die ihr mit dem Kind sprecht nicht richtig beherrscht.
Kinder lernen noch so spielend leicht, und wünscht sich nicht jeder, mehrere Sprachen zu sprechen? Eure Kinder könnten es ganz leicht haben, wenn ihr es ihnen ermöglicht!!!
Es geht auch anders herum. Wir bieten ab 3 Jahren Englischunterricht im Kindergarten an. Ich habe ein Mädchen in der Gruppe, das ist deutsch, beide Eltern, Großeltern deutsch. Neulich spricht mich die Englischlehrerin an, ob dieses Mädchen einen Elternteil hat, der muttersprachlich englisch spricht, denn die Kleine spricht nach ein paar Stunden so erstaunlich gut, dass die Lehrerin (Muttersprache Englisch) zu diesem Schluss kommt.
Ermöglicht euren Kindern jetzt die Sprachen, je älter sie werden, desto schwerer wird es. Englisch im Kindergarten ist nicht unnütz, es ist ein wichtiger Grundstein.
Aber gerade gestern hatte ich ein großes Problem, einem deutschen Kind die deutsche Sprache plausibel zu erklären.
Ich schaue mir mit einem kleinen Jungen ein Polizei-Buch an.
Junge: Guck mal, der Pistole.
Ich: Das heißt DIE Pistole.
Junge: Guck mal, der schießt mit DIE Pistole.
Ich: Das heißt mit DER Pistole.
Deutsche Sprache, schwere Sprache.
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Donnerstag, 22. November 2012
Montag, 3. September 2012
Mittagsschlaf
Wenn wir "Mittagsschlaf" hören, lächeln wir selig.
Wenn Kinder "Mittagsschlaf" hören, werden sie unwirsch oder fangen an zu weinen. Ätzend, diese Schlaferei.
Aber die Kinder kommen nicht drum herum. Mama und Papa bestehen darauf, wir Erzieher setzen es um.
Bei uns schlafen die Kinder nach den Wünschen der Eltern. Mit vier Jahren schläft schon keiner mehr, weil die Kleinen angeblich vor 23 Uhr dann nicht mehr einschlafen. Das war vor ein paar Jahren noch anders. Mit drei wird die "Dosis" langsam herunter gesetzt, von 5x die Woche Mittagsschlaf auf 3x, dann auf 2x bis die Kinder ganz davon befreit sind. Das ist für sie wie Geburtstag, Ostern und Weihnachten an einem Tag. Und damit es auch ja keiner vergisst, wird in den ersten 3 Wochen des Nicht-Mehr-Schlafens vom Ex-Schlafkind penetrant darauf hingewiesen. Oder fragend vergewissert: "Muss ich heute schlafen?" Die Frage stellen sie 10x bis zum Mittag. Ein banger Blick - dann die Erleichterung, wenn wir Erhofftes bestätigen: Kein Mittagsschlaf mehr. Die Freude darüber gleicht fetter Euphorie.
Aber ein paar bleiben immer zum Schlafen übrig, am Anfang des Kitajahres noch mehr, weil die Neuen halt alle noch klein sind.
Und dann müssen auch ein oder zwei Erzieherinnen Schlafwache halten, damit es keine Kissenschlachten oder Schlafanzugtausch gibt. In dieser Saison sind es vier Erzieherinnen und das aus gutem Grund.
Es gibt Erzieherinnen, die gerne die Schlafwache machen, die dann ab und zu selber ins Land der Träume gleiten und die anschließend zerknautscht mit roter Schlaffalte vom Kissen weiter arbeiten.
Und es gibt (wenige) Erzieherinnen, die nicht gerne diese kleine Auszeit nehmen. Zu denen gehöre ich. Heute musste ich mal ran.
Von den 10 Schlafkindern schlafen Drei ein, bevor sie das zweite Bein im Bett haben, bevorzugt auch schon beim Essen am Tisch.
Weitere vier Kinder brauchen ca. 20 Minuten, bevor sie entspannt zuckend in den Schlaf sinken, was sie relativ unbemerkt tun.
Und die letzten 3 Kinder: HILFE!
Kind 1 wälzt sich im Bett hin und her, als hätte jemand Ameisen hinein gekippt. Hin. Her. Hin. Her. Aus dem Bett gekullert. Wieder hineingelegt. Hin. Her. Gegen die Wand gebummert, noch mal aus dem Bett. 50 Minuten lang.
Kind 2 macht Geräusche ohne Ende. "Pst" hilft nicht, es blubbert und zischt weiter. "Pssssssssssscht" hilft auch nicht. Den Kopf kraulen. Hilft 5 Sekunden, bevor es sich unruhig wieder bewegt und meine kraulende Hand gleich dahin schiebt, wo es angenehmer ist, links am Kopf, rechts am Kopf, Stirn, Bauch - oder ist das nur Langeweile? Ich hör auf zu kraulen. Den Finger mal sacht an den Kindsmund gelegt hilft 10 Sekunden. Zum Verzweifeln. Es wird gesummt und gebrummt bis ein lautes Donnerwetter folgt. Hilft 2 Minuten. Und wenn ich Glück habe, schläft das Kind in den 2 Minuten endlich ein.
ABER dann hab ich ja noch Kind drei, der in die Stille hinein völlig hemmungslos und fehlerfrei "Die Forelle" von Schubert singt, ein Lied, das ein noch nicht mal Dreijähriger eigentlich gar nicht kann, weil es viel zu kompliziert ist.
Darum brauchen wir im Moment 4 Leute in der Schlafwache.
Bevor die Drei eingeschlafen sind, kämpfe ich schon lange mit dem Sandmann, reiße in der Dunkelheit die Augen auf, damit ich in der Schlafwache nicht schlafe sondern wache und fühle mich nach 50 Minuten völlig gerädert. Kalt ist mir auch. Und zum Ausgleich brauche ich dringend eine halbe Tafel Schokolade.
Könnt ihr jetzt verstehen, warum ich die Schlafwache nicht gerne mache?
Aber könnt ihr auch verstehen, warum die anderen Erzieherinnen sie gerne machen???
Wenn Kinder "Mittagsschlaf" hören, werden sie unwirsch oder fangen an zu weinen. Ätzend, diese Schlaferei.
Aber die Kinder kommen nicht drum herum. Mama und Papa bestehen darauf, wir Erzieher setzen es um.
Bei uns schlafen die Kinder nach den Wünschen der Eltern. Mit vier Jahren schläft schon keiner mehr, weil die Kleinen angeblich vor 23 Uhr dann nicht mehr einschlafen. Das war vor ein paar Jahren noch anders. Mit drei wird die "Dosis" langsam herunter gesetzt, von 5x die Woche Mittagsschlaf auf 3x, dann auf 2x bis die Kinder ganz davon befreit sind. Das ist für sie wie Geburtstag, Ostern und Weihnachten an einem Tag. Und damit es auch ja keiner vergisst, wird in den ersten 3 Wochen des Nicht-Mehr-Schlafens vom Ex-Schlafkind penetrant darauf hingewiesen. Oder fragend vergewissert: "Muss ich heute schlafen?" Die Frage stellen sie 10x bis zum Mittag. Ein banger Blick - dann die Erleichterung, wenn wir Erhofftes bestätigen: Kein Mittagsschlaf mehr. Die Freude darüber gleicht fetter Euphorie.
Aber ein paar bleiben immer zum Schlafen übrig, am Anfang des Kitajahres noch mehr, weil die Neuen halt alle noch klein sind.
Und dann müssen auch ein oder zwei Erzieherinnen Schlafwache halten, damit es keine Kissenschlachten oder Schlafanzugtausch gibt. In dieser Saison sind es vier Erzieherinnen und das aus gutem Grund.
Es gibt Erzieherinnen, die gerne die Schlafwache machen, die dann ab und zu selber ins Land der Träume gleiten und die anschließend zerknautscht mit roter Schlaffalte vom Kissen weiter arbeiten.
Und es gibt (wenige) Erzieherinnen, die nicht gerne diese kleine Auszeit nehmen. Zu denen gehöre ich. Heute musste ich mal ran.
Von den 10 Schlafkindern schlafen Drei ein, bevor sie das zweite Bein im Bett haben, bevorzugt auch schon beim Essen am Tisch.
Weitere vier Kinder brauchen ca. 20 Minuten, bevor sie entspannt zuckend in den Schlaf sinken, was sie relativ unbemerkt tun.
Und die letzten 3 Kinder: HILFE!
Kind 1 wälzt sich im Bett hin und her, als hätte jemand Ameisen hinein gekippt. Hin. Her. Hin. Her. Aus dem Bett gekullert. Wieder hineingelegt. Hin. Her. Gegen die Wand gebummert, noch mal aus dem Bett. 50 Minuten lang.
Kind 2 macht Geräusche ohne Ende. "Pst" hilft nicht, es blubbert und zischt weiter. "Pssssssssssscht" hilft auch nicht. Den Kopf kraulen. Hilft 5 Sekunden, bevor es sich unruhig wieder bewegt und meine kraulende Hand gleich dahin schiebt, wo es angenehmer ist, links am Kopf, rechts am Kopf, Stirn, Bauch - oder ist das nur Langeweile? Ich hör auf zu kraulen. Den Finger mal sacht an den Kindsmund gelegt hilft 10 Sekunden. Zum Verzweifeln. Es wird gesummt und gebrummt bis ein lautes Donnerwetter folgt. Hilft 2 Minuten. Und wenn ich Glück habe, schläft das Kind in den 2 Minuten endlich ein.
ABER dann hab ich ja noch Kind drei, der in die Stille hinein völlig hemmungslos und fehlerfrei "Die Forelle" von Schubert singt, ein Lied, das ein noch nicht mal Dreijähriger eigentlich gar nicht kann, weil es viel zu kompliziert ist.
Darum brauchen wir im Moment 4 Leute in der Schlafwache.
Bevor die Drei eingeschlafen sind, kämpfe ich schon lange mit dem Sandmann, reiße in der Dunkelheit die Augen auf, damit ich in der Schlafwache nicht schlafe sondern wache und fühle mich nach 50 Minuten völlig gerädert. Kalt ist mir auch. Und zum Ausgleich brauche ich dringend eine halbe Tafel Schokolade.
Könnt ihr jetzt verstehen, warum ich die Schlafwache nicht gerne mache?
Aber könnt ihr auch verstehen, warum die anderen Erzieherinnen sie gerne machen???
Sonntag, 12. August 2012
Die Liebe und das Küssen
Es gibt ja so einige Trends in den Gruppen, die immer mal wieder aufkommen.
Da bringt ein Kind plötzlich das Wort "Scheiße" mit, ohne dass wir drum gebeten haben und da ist es. Sitzt fest, lässt sich mit keinem Desinfektionszeug entfernen.
"Scheiße", der erste Erwachsene meckert. Ich bin das nicht, denn ich weiß inzwischen, dass es am schnellsten geht, wenn man nicht darauf reagiert. Aber irgendwer reagiert immer und das möglichst entsetzt.
Ein jedes Kind zwischen zwei und vier speichert das sofort ab, registriert genau die Erwachsenenreaktion und findet es absolut grandios, ganz heimlich. WIR haben ja nicht mal gemerkt, dass das Kind irgendwo "Scheiße" aufgeschnappt hat.
Aber wie gesagt plötzlich ist es da und verseucht ein paar Wochen lang den Gruppenraum und die Stimmung unter den Eltern.
Das "Doktorspielen" würde ich auch in diese Kategorie einstufen, wenn Kinder (meist mit 3,5 Jahren) anfangen, sich und auch gerne andere Kinder und ihre Körperöffnungen zu entdecken. Das löst ebenfalls eine Welle der Empörung aus. Bei einigen. Ich sehe in erster Linie die Gefahren, die es mit sich bringt, denn gewisse Körperöffnungen eignen sich nicht, um Spielzeug zu versenken und damit meine ich nicht nur die Nase. Ich greife ein, aber ganz ruhig, nicht vermitteln, dass das Entdecken des Körpers etwas Verbotenes ist.
Die Kinder verstehen das meist ganz gut.
Und nun ist ein neues Phänomen aufgetreten. Es ist in meinen 24 Erzieherjahren das erste Mal, absolut einmalig und wunderschön, ich werde nicht eingreifen.
Vor einer Woche habe ich die großen Kinder (vier und fast vier Jahre jung) in die größere Gruppe abgegeben. Eins dieser Ex-Kinder sagte vor einiger Zeit "Ich liebe dich, Birgit!" völlig von allein. Und es hat mich so gerührt, dass ich die Maus in den Arm nahm, auf die Wange küsste und sagte, dass ich sie auch ganz doll lieb habe. Stimmt auch!
Und wie schon bei "Scheiße", registrierten auch hier die aufmerksamen kleinen Wesen um mich herum die Reaktion auf "Ich liebe dich." Meine Reaktion gefiel. So gut, dass die nächsten in "Ich liebe dich!" einstiegen. Ich fand das sehr süß, auch wenn die Trittbrettfrahrer nicht von alleine darauf gekommen wären. Aber es klingt doch sehr schön. Und so lächelte ich immer fleißig betreffendes Kind an, drückte es oder antwortete mit "Ich hab dich auch lieb!"
Einmal kam das Kind, was diese Harmonie-Welle losgetreten hat zu mir und sagte: "Meine Mama sagt, zu ihr und Papa kann ich "Ich liebe dich" sagen, aber zu allen anderen soll ich "Ich hab dich lieb" sagen. Aber," und dann beugte sie sich zu meinem Ohr und fing an zu flüstern,"dich liebe ich trotzdem."
Ab wieviel Jahren kann ein Kind "Ich liebe dich" und "Ich hab dich lieb" unterscheiden? Ich war erstaunt.
Nun sind ein Teil der "Ich-liebe-dich-Kinder" in die nächste Gruppe gewechselt, aber ein Teil blieb und infizierte gerade die zweijährigen Neuankömmlinge, die das gleich übernahmen und sich über meine positive Reaktion genauso freuten, wie die Vierjährigen. Warum auch nicht, ein ehrlichers Lächeln oder gar Strahlen setzt so viel Positives in seinem Gegenüber frei, ganz besonders bei Kindern.
Aber dann ging es weiter. Beim Tee fragte ein Kind, ob es aufstehen und mir ein Küßchen geben darf. Beim Essen stehen wir eigentlich nicht auf, aber bei einer so süßen Bitte, kann man ja nicht NEIN sagen. Ich erlaubte es und hielt meine Wange hin. Das nächste Mädchen fragte natürlich keine drei Sekunden später. Erlaube ich es einem, muss ich es allen erlauben. Das nutzten fünf Kinder aus und fragten in Runde zwei nicht mal mehr, ob sie aufstehen dürfen. Als es mir dann doch etwas viel und unruhig wurde, bat ich sie, doch sich gegenseitig zu küssen, ich könnte so viele Küsse gar nicht tragen. Der Hintergedanke war, dass sie die anderen Kinder nicht küssen würden und sicher endlich Ruhe am Esstisch einkehrt.
Aber wann machen Kinder schon mal das, was man erwartet? Sie fingen an aufzustehen, um sich gegenseitig liebevoll zu umarmen und auf die Wangen zu küssen. Zum Glück nicht auf den Mund, das hätte sicher schon wieder Ärger gegeben und eine ansteckende Epedemie verursacht.
Und dieses Gedrücke und Geknutsche unter den Zwei- und Dreijährigen war sooooo süß anzusehen, alle haben überglücklich gestrahlt, die Stimmung war nicht mit Worten zu beschreiben.
Es war eine einmalige Sache, aber es hat dazu beigetragen, dass sich die neu zusammengewürfelte Gruppe schneller näher kam, als ich es je zuvor erlebt habe.
Das ist gut, ich versuche den Kindern zu vermitteln, dass wir EINE Gruppe sind, zusammenhalten und aufeinander aufpassen müssen. Einer für alle, alle für einen. Das könnte dieses Jahr ganz gut klappen.
Und wer wissen will, wie "Scheiße" in der Kitagruppe am schnellsten verschwindet: Ich verteile einen kleinen Stempel auf die Hand, aber nur an die Kinder die dieses Wort heute nicht gesagt haben. Am nächsten Tag war "Scheiße" verschwunden und kam nie wieder...
Da bringt ein Kind plötzlich das Wort "Scheiße" mit, ohne dass wir drum gebeten haben und da ist es. Sitzt fest, lässt sich mit keinem Desinfektionszeug entfernen.
"Scheiße", der erste Erwachsene meckert. Ich bin das nicht, denn ich weiß inzwischen, dass es am schnellsten geht, wenn man nicht darauf reagiert. Aber irgendwer reagiert immer und das möglichst entsetzt.
Ein jedes Kind zwischen zwei und vier speichert das sofort ab, registriert genau die Erwachsenenreaktion und findet es absolut grandios, ganz heimlich. WIR haben ja nicht mal gemerkt, dass das Kind irgendwo "Scheiße" aufgeschnappt hat.
Aber wie gesagt plötzlich ist es da und verseucht ein paar Wochen lang den Gruppenraum und die Stimmung unter den Eltern.
Das "Doktorspielen" würde ich auch in diese Kategorie einstufen, wenn Kinder (meist mit 3,5 Jahren) anfangen, sich und auch gerne andere Kinder und ihre Körperöffnungen zu entdecken. Das löst ebenfalls eine Welle der Empörung aus. Bei einigen. Ich sehe in erster Linie die Gefahren, die es mit sich bringt, denn gewisse Körperöffnungen eignen sich nicht, um Spielzeug zu versenken und damit meine ich nicht nur die Nase. Ich greife ein, aber ganz ruhig, nicht vermitteln, dass das Entdecken des Körpers etwas Verbotenes ist.
Die Kinder verstehen das meist ganz gut.
Und nun ist ein neues Phänomen aufgetreten. Es ist in meinen 24 Erzieherjahren das erste Mal, absolut einmalig und wunderschön, ich werde nicht eingreifen.
Vor einer Woche habe ich die großen Kinder (vier und fast vier Jahre jung) in die größere Gruppe abgegeben. Eins dieser Ex-Kinder sagte vor einiger Zeit "Ich liebe dich, Birgit!" völlig von allein. Und es hat mich so gerührt, dass ich die Maus in den Arm nahm, auf die Wange küsste und sagte, dass ich sie auch ganz doll lieb habe. Stimmt auch!
Und wie schon bei "Scheiße", registrierten auch hier die aufmerksamen kleinen Wesen um mich herum die Reaktion auf "Ich liebe dich." Meine Reaktion gefiel. So gut, dass die nächsten in "Ich liebe dich!" einstiegen. Ich fand das sehr süß, auch wenn die Trittbrettfrahrer nicht von alleine darauf gekommen wären. Aber es klingt doch sehr schön. Und so lächelte ich immer fleißig betreffendes Kind an, drückte es oder antwortete mit "Ich hab dich auch lieb!"
Einmal kam das Kind, was diese Harmonie-Welle losgetreten hat zu mir und sagte: "Meine Mama sagt, zu ihr und Papa kann ich "Ich liebe dich" sagen, aber zu allen anderen soll ich "Ich hab dich lieb" sagen. Aber," und dann beugte sie sich zu meinem Ohr und fing an zu flüstern,"dich liebe ich trotzdem."
Ab wieviel Jahren kann ein Kind "Ich liebe dich" und "Ich hab dich lieb" unterscheiden? Ich war erstaunt.
Nun sind ein Teil der "Ich-liebe-dich-Kinder" in die nächste Gruppe gewechselt, aber ein Teil blieb und infizierte gerade die zweijährigen Neuankömmlinge, die das gleich übernahmen und sich über meine positive Reaktion genauso freuten, wie die Vierjährigen. Warum auch nicht, ein ehrlichers Lächeln oder gar Strahlen setzt so viel Positives in seinem Gegenüber frei, ganz besonders bei Kindern.
Aber dann ging es weiter. Beim Tee fragte ein Kind, ob es aufstehen und mir ein Küßchen geben darf. Beim Essen stehen wir eigentlich nicht auf, aber bei einer so süßen Bitte, kann man ja nicht NEIN sagen. Ich erlaubte es und hielt meine Wange hin. Das nächste Mädchen fragte natürlich keine drei Sekunden später. Erlaube ich es einem, muss ich es allen erlauben. Das nutzten fünf Kinder aus und fragten in Runde zwei nicht mal mehr, ob sie aufstehen dürfen. Als es mir dann doch etwas viel und unruhig wurde, bat ich sie, doch sich gegenseitig zu küssen, ich könnte so viele Küsse gar nicht tragen. Der Hintergedanke war, dass sie die anderen Kinder nicht küssen würden und sicher endlich Ruhe am Esstisch einkehrt.
Aber wann machen Kinder schon mal das, was man erwartet? Sie fingen an aufzustehen, um sich gegenseitig liebevoll zu umarmen und auf die Wangen zu küssen. Zum Glück nicht auf den Mund, das hätte sicher schon wieder Ärger gegeben und eine ansteckende Epedemie verursacht.
Und dieses Gedrücke und Geknutsche unter den Zwei- und Dreijährigen war sooooo süß anzusehen, alle haben überglücklich gestrahlt, die Stimmung war nicht mit Worten zu beschreiben.
Es war eine einmalige Sache, aber es hat dazu beigetragen, dass sich die neu zusammengewürfelte Gruppe schneller näher kam, als ich es je zuvor erlebt habe.
Das ist gut, ich versuche den Kindern zu vermitteln, dass wir EINE Gruppe sind, zusammenhalten und aufeinander aufpassen müssen. Einer für alle, alle für einen. Das könnte dieses Jahr ganz gut klappen.
Und wer wissen will, wie "Scheiße" in der Kitagruppe am schnellsten verschwindet: Ich verteile einen kleinen Stempel auf die Hand, aber nur an die Kinder die dieses Wort heute nicht gesagt haben. Am nächsten Tag war "Scheiße" verschwunden und kam nie wieder...
Mittwoch, 20. Juni 2012
Gedankenlesen
Da kommt ein neues Kind in die Gruppe, es ist das Kleinste, gerade mal 2 Jahre und sagt kein Wort. Es ist ein fröhliches Kind, immer am lächeln und kommt auch schnell zu mir, aber es sagt kein Wort.
Eines Tages, als es abgeholt wird, redet es fleißig mit der Mama. Ach, es kann reden. Okay.
Ich frage viel, aber es sagt kein Wort, lächelt nur oder lacht fröhlich.
Das Mittagessen kommt. Das Kind isst gerne und viel, ich habe immer ohne viel Fragen aufgetan, wenn der Teller leer war, notfalls konnte er es ja einfach stehen lassen. Aber er aß und sagte kein Wort.
So mein Freund, dachte ich, ich hab dich reden hören, versuchen wir mal etwas anderes.
Die erste Portion war aufgegessen. Er lächelt mich an. Ich reagiere erstmal nur mit einem Lächeln zurück, aber fülle den Teller nicht neu. Er sagt kein Wort, lächelt nur weiter. Ich frage, ob er noch etwas essen möchte. Er sagt kein Wort, lächelt nur weiter. Ich frage noch mal. Er lächelt. Ich frage noch mal und gebe ihm schon die Antwort vor, er müsste nur mein Nicken nachmachen. Er lächelt. Ich reagiere nicht weiter, lächel nur zurück. Heute kein weiteres Essen. (Ist nicht so schlimm, die erste Portion war schon nicht klein und es gibt ja noch weitere Mahlzeiten.)
Es dauert eine Woche, bis er etwas sagt, aber es hat geklappt. Seit dem plappert er wie ein Wasserfall :-)
Aus einer anderen Sicht.
Ich bin erst 2 Jahre alt und komme in die Kita, die Erzieherin scheint nett zu sein, ich lächel mal, macht sie ja auch.
Es gibt Essen. Ich esse alles und davon reichlich. Mit jedem Lächeln bekomme ich eine neue Portion, klappt hervorragend.
Aber eines Tages klappt es plötzlich nicht mehr. Ich lächel und bekomme trotzdem nichts. Ich lächel weiter. Meine Erzieherin will dauern wissen, ob ich mehr möchte, klar, siehst du nicht mein Lächeln? Warum krieg ich nichts mehr?
Ich möchte meinen Joghurt aufgemacht haben. Ich versuche es mal mit einem Lächeln. Meine Erzieherin lächelt zurück. Ich halte ihr den Joghurt hin, sie wird doch wohl wissen, was ich will. Sie lächelt und gibt mir einen Löffel. Manno, das Ding soll auf. Ich fummel so lange daran herum, bis ich den Deckel alleine abkriege.
Aber ich merke langsam:
Das mit dem Lächeln klappt irgendwie nicht mehr. Naja, dann kann ich meine Tarnung ja aufgeben, ich kann nämlich schon ganz toll reden. Und dafür erzähle ich meiner Erzieherin jetzt absolut alles, was mir durch den Kopf geht, so!
Ich glaube am meisten nerve ich sie mit der Frage "Wer war das?" Das habe ich heute mindestens 324x gefragt; wenn einer herein kam, wenn das Telefon klingelte, wenn jemand am Fenster vorbei lief, wenn ihr Handy eine SMS bekam u.s.w. Ist lustig, wenn ihr keine Antworten mehr einfallen.
Aber wir lächeln uns immer noch an :-))))))
Eines Tages, als es abgeholt wird, redet es fleißig mit der Mama. Ach, es kann reden. Okay.
Ich frage viel, aber es sagt kein Wort, lächelt nur oder lacht fröhlich.
Das Mittagessen kommt. Das Kind isst gerne und viel, ich habe immer ohne viel Fragen aufgetan, wenn der Teller leer war, notfalls konnte er es ja einfach stehen lassen. Aber er aß und sagte kein Wort.
So mein Freund, dachte ich, ich hab dich reden hören, versuchen wir mal etwas anderes.
Die erste Portion war aufgegessen. Er lächelt mich an. Ich reagiere erstmal nur mit einem Lächeln zurück, aber fülle den Teller nicht neu. Er sagt kein Wort, lächelt nur weiter. Ich frage, ob er noch etwas essen möchte. Er sagt kein Wort, lächelt nur weiter. Ich frage noch mal. Er lächelt. Ich frage noch mal und gebe ihm schon die Antwort vor, er müsste nur mein Nicken nachmachen. Er lächelt. Ich reagiere nicht weiter, lächel nur zurück. Heute kein weiteres Essen. (Ist nicht so schlimm, die erste Portion war schon nicht klein und es gibt ja noch weitere Mahlzeiten.)
Es dauert eine Woche, bis er etwas sagt, aber es hat geklappt. Seit dem plappert er wie ein Wasserfall :-)
Aus einer anderen Sicht.
Ich bin erst 2 Jahre alt und komme in die Kita, die Erzieherin scheint nett zu sein, ich lächel mal, macht sie ja auch.
Es gibt Essen. Ich esse alles und davon reichlich. Mit jedem Lächeln bekomme ich eine neue Portion, klappt hervorragend.
Aber eines Tages klappt es plötzlich nicht mehr. Ich lächel und bekomme trotzdem nichts. Ich lächel weiter. Meine Erzieherin will dauern wissen, ob ich mehr möchte, klar, siehst du nicht mein Lächeln? Warum krieg ich nichts mehr?
Ich möchte meinen Joghurt aufgemacht haben. Ich versuche es mal mit einem Lächeln. Meine Erzieherin lächelt zurück. Ich halte ihr den Joghurt hin, sie wird doch wohl wissen, was ich will. Sie lächelt und gibt mir einen Löffel. Manno, das Ding soll auf. Ich fummel so lange daran herum, bis ich den Deckel alleine abkriege.
Aber ich merke langsam:
Das mit dem Lächeln klappt irgendwie nicht mehr. Naja, dann kann ich meine Tarnung ja aufgeben, ich kann nämlich schon ganz toll reden. Und dafür erzähle ich meiner Erzieherin jetzt absolut alles, was mir durch den Kopf geht, so!
Ich glaube am meisten nerve ich sie mit der Frage "Wer war das?" Das habe ich heute mindestens 324x gefragt; wenn einer herein kam, wenn das Telefon klingelte, wenn jemand am Fenster vorbei lief, wenn ihr Handy eine SMS bekam u.s.w. Ist lustig, wenn ihr keine Antworten mehr einfallen.
Aber wir lächeln uns immer noch an :-))))))
Dienstag, 24. April 2012
Schweigegelübte
Ein Kind war mal sauer und sagte: "Ich bin sauer und sage jetzt gar nichts mehr!"
Da kam mir die Idee, einen ganzen Tag lang gar nichts zu sagen.
Ich bereitete die Kinder eine Woche täglich darauf vor, dass ich nicht sprechen würde und HEUTE war es so weit. Eine letzte Ansage vor dem Frühstück und dann sagte ich nichts mehr.
Das war ein ganz unglaublicher Tag. Ein vierjähriges Mädchen wollte eigentlich mitmachen, aber sie hielt nur 3 Minuten durch. Ich schaffte es 6 Stunden. Wie das geht? So:
Die Kinder redeten wie immer. Bei Fragen, die mit "Ja" oder "Nein" zu beantworten waren, konnte ich ja nicken oder den Kopf schütteln. Alle fanden es lustig, ich lächelte und lachte viel, aber redete nicht.
Ein Mädchen, fast 4, mochte das nicht so gerne und stellte mir dauernd bewusst Fragen, die ich mit Worten beantworten müsste. "Warum kommt L. heute nicht?" "Was machen wir heute?"
Ich erklärte alles nur durch Mimik und Gestik. Nach dem Frühstück kam meine Praktikantin, die ganz wundervoll mit mir schwieg.
Wir schafften es, Sport zu machen. Es gibt da diesen großen Pappwürfel. Wir nehmen ihn nur beim Sport, um die Anzahl der Übungsdurchführung zu bestimmen (die Kinder lernen dabei gut zählen). Ich holte nur den Würfel und sofort schrie ein Kind: "Wir machen Sport, alle herkommen!!!"
Ich brauchte nichts sagen, machte schweigend die Übungen vor, lobte die Kinder mit einem aufmunternden Lächeln oder dem erhobenen Daumen, alles freute sich.
Anschließend wollte ich auf den Spielplatz. Ich zeigte nach draußen und die Kinder fragten "Spielplatz?" Ich nickte. "Anziehen?" Ich nickte wieder. Also gingen sie sich anziehen. Wer´s nicht mitbekam, den nahm ich noch an die Hand.
Draußen war es leichter zu schweigen. Außerdem hatten sich die Kinder daran gewöhnt.
Beim Reingehen erledigten es auch zum Teil die großen Kinder, denen ich nur das Tor zeigte, worauf sie riefen, was ich sonst gesagt hätte: "Wir gehen, alle zum Tor!" (Die GROSSEN sind übrigens gerade 4 geworden und noch nicht ganz 4.)
Mittagessen, wir warten alle am Tisch. Sonst singen wir oder ich lese ein Buch vor. DAS ging heut nicht. Ich holte ein Buch, das die Kinder bereits kannten und zeigte nur langsam Seite für Seite die Bilder. Die Kinder erzählten dazu selbst die Geschichte, ganz von allein! Phantastisch.
So lief es den ganzen Tag. Ein Mädchen erzählte netterweise gleich jedem Erwachsenen, dass ich heute nicht rede, so dass alle Bescheid wussten. Ich brauchte nichts erklären.
Die Kinder hatten großen Spaß, waren entspannt und viel ruhiger als an normalen Tagen. Es wurde weniger gestritten und weniger geweint.
Für mich war es SUPER entspannt. Nicht zu reden nimmt so viel Druck, etwas sagen und erklären zu müssen.
Schwer fiel es mir nur, wenn die Kinder etwas Falsches sagten und ich sie nicht verbessern konnte, z.B. dass wir Freitag mit der U-Bahn in den Wald fahren, dabei fahren wir mit der S-Bahn. Sind ja nur Kleinigkeiten, aber in diesen Momenten hat mich das Schweigegelübte schon Überwindung gekostet.
Nachmittags rief eine Kollegin an, die von meinem Schweigen nichts wusste. Ich nahm den Hörer ab, aber brummte nur. Sie verstand nur Bahnhof, dachte, ich hätte den Mund voll oder mir weh getan. Ziemlich ratlos legte sie etwas genervt auf. Ich schickte ihr zur Erklärung eine SMS. Kleine Ausnahme :-)
Zum Nachmittagstee reichen wir uns immer die Hände, singen ein Lied und fangen dann an zu essen. Wir hielten die Hände, aber keiner sagte was. Bis schließlich ein Kind, das wenig Deutsch spricht, anfing unser Lied zu singen. Zum Weinen schön!
Solch einen Tag werde ich auf jeden Fall wiederholen und ich kann es nur jedem mal empfehlen. Das geht auch zuhause. Es war für alle eine tolle und lustige Erfahrung. Und man sollte den Aspekt nicht vergessen, dass es Menschen gibt, die wirklich nicht reden können...
Da kam mir die Idee, einen ganzen Tag lang gar nichts zu sagen.
Ich bereitete die Kinder eine Woche täglich darauf vor, dass ich nicht sprechen würde und HEUTE war es so weit. Eine letzte Ansage vor dem Frühstück und dann sagte ich nichts mehr.
Das war ein ganz unglaublicher Tag. Ein vierjähriges Mädchen wollte eigentlich mitmachen, aber sie hielt nur 3 Minuten durch. Ich schaffte es 6 Stunden. Wie das geht? So:
Die Kinder redeten wie immer. Bei Fragen, die mit "Ja" oder "Nein" zu beantworten waren, konnte ich ja nicken oder den Kopf schütteln. Alle fanden es lustig, ich lächelte und lachte viel, aber redete nicht.
Ein Mädchen, fast 4, mochte das nicht so gerne und stellte mir dauernd bewusst Fragen, die ich mit Worten beantworten müsste. "Warum kommt L. heute nicht?" "Was machen wir heute?"
Ich erklärte alles nur durch Mimik und Gestik. Nach dem Frühstück kam meine Praktikantin, die ganz wundervoll mit mir schwieg.
Wir schafften es, Sport zu machen. Es gibt da diesen großen Pappwürfel. Wir nehmen ihn nur beim Sport, um die Anzahl der Übungsdurchführung zu bestimmen (die Kinder lernen dabei gut zählen). Ich holte nur den Würfel und sofort schrie ein Kind: "Wir machen Sport, alle herkommen!!!"
Ich brauchte nichts sagen, machte schweigend die Übungen vor, lobte die Kinder mit einem aufmunternden Lächeln oder dem erhobenen Daumen, alles freute sich.
Anschließend wollte ich auf den Spielplatz. Ich zeigte nach draußen und die Kinder fragten "Spielplatz?" Ich nickte. "Anziehen?" Ich nickte wieder. Also gingen sie sich anziehen. Wer´s nicht mitbekam, den nahm ich noch an die Hand.
Draußen war es leichter zu schweigen. Außerdem hatten sich die Kinder daran gewöhnt.
Beim Reingehen erledigten es auch zum Teil die großen Kinder, denen ich nur das Tor zeigte, worauf sie riefen, was ich sonst gesagt hätte: "Wir gehen, alle zum Tor!" (Die GROSSEN sind übrigens gerade 4 geworden und noch nicht ganz 4.)
Mittagessen, wir warten alle am Tisch. Sonst singen wir oder ich lese ein Buch vor. DAS ging heut nicht. Ich holte ein Buch, das die Kinder bereits kannten und zeigte nur langsam Seite für Seite die Bilder. Die Kinder erzählten dazu selbst die Geschichte, ganz von allein! Phantastisch.
So lief es den ganzen Tag. Ein Mädchen erzählte netterweise gleich jedem Erwachsenen, dass ich heute nicht rede, so dass alle Bescheid wussten. Ich brauchte nichts erklären.
Die Kinder hatten großen Spaß, waren entspannt und viel ruhiger als an normalen Tagen. Es wurde weniger gestritten und weniger geweint.
Für mich war es SUPER entspannt. Nicht zu reden nimmt so viel Druck, etwas sagen und erklären zu müssen.
Schwer fiel es mir nur, wenn die Kinder etwas Falsches sagten und ich sie nicht verbessern konnte, z.B. dass wir Freitag mit der U-Bahn in den Wald fahren, dabei fahren wir mit der S-Bahn. Sind ja nur Kleinigkeiten, aber in diesen Momenten hat mich das Schweigegelübte schon Überwindung gekostet.
Nachmittags rief eine Kollegin an, die von meinem Schweigen nichts wusste. Ich nahm den Hörer ab, aber brummte nur. Sie verstand nur Bahnhof, dachte, ich hätte den Mund voll oder mir weh getan. Ziemlich ratlos legte sie etwas genervt auf. Ich schickte ihr zur Erklärung eine SMS. Kleine Ausnahme :-)
Zum Nachmittagstee reichen wir uns immer die Hände, singen ein Lied und fangen dann an zu essen. Wir hielten die Hände, aber keiner sagte was. Bis schließlich ein Kind, das wenig Deutsch spricht, anfing unser Lied zu singen. Zum Weinen schön!
Solch einen Tag werde ich auf jeden Fall wiederholen und ich kann es nur jedem mal empfehlen. Das geht auch zuhause. Es war für alle eine tolle und lustige Erfahrung. Und man sollte den Aspekt nicht vergessen, dass es Menschen gibt, die wirklich nicht reden können...
Mittwoch, 4. April 2012
Kalender-Girls
Oh ja, Kalender-Girls hab ich einige in der Gruppe und auch Boys. Natürlich nicht wie ihr denkt.
Können 3jährige schon etwas mit einem Kalender anfangen? Wieder oh ja!
Ich fing irgendwann mit einem Adventskalender an. Naja, das kennen ja alle. Aber ich ließ die Kinder keine Türchen öffnet, sondern malte 24 Quadrate und jeden Tag durfte ein Kind ein Quadrat ausmalen, bis es Weihnachten war. Im Januar fragten die Kinder, wo der Kalender hin ist. Ich erklärte den Sinn des Adventskalenders und dachte so bei mir, wieso eigentlich nur im Advent?
Der Adventskalender soll den Kindern zeigen, wie lange es noch bis Weihnachten hin ist. Aber Weihnachten ist ja bei weitem nicht das einzige Highlight im Jahr. Die Kinder freuen sich auf Fasching, Geburtstage, Ostern, Gruppenreise, Kitaübernachtung, Ferien, Ausflüge...
"Wie lange noch, bis ich Geburtstag habe?" Noch 2 Monate. Hä? Versteht kein 3jähriger.
Wir haben in unserer Gruppe jetzt immer einen Kalender an der Wand. Jeder Tag hat ein Kästchen. In die Kästchen der Samstage, Sonntage, Ferien und Feiertage habe ich einen Baum gemalt, die Kinder wissen, an diesen Tagen ist kein Kindergarten. An den Freitagen befinden sich ein Auto und eine Puppe im Kästchen, d.h. da ist Spielzeugtag im Kindergarten und die Kinder dürfen Spielzeug von Zuhause mitbringen, worauf sie sich immer riesig freuen.
Heute war ein Elefant im Kästchen, denn die Kinder wussten so schon seit Tagen, dass wir heute in den Zoo gehen. Und morgen ist da ein Hase im Kasten, was bedeutet das? Richtig, morgen kommt der Osterhase in die Kita.
Wenn ich die Symbole male, sind die Kinder dabei und wissen, was sie bedeuten. Sie stehen mehrmals täglich vor dem Kalender, der natürlich in ihrer Sichthöhe angebracht ist, um zu zählen, wieviele Tage es noch zu diesem oder jenem sind. Und sie zählen richtig gut. Ein kurzer Blick über die Schulter und M. (2,5 Jahre alt) sagt mal locker "Übermorgen ist Ostern". Super!
Und wenn wieder einer fragt: "Wie lange noch bis zu meinem Geburtstag?" dann sage ich "Guck auf den Kalender." Das klappt einwandfrei (wenn der Geburtstag in absehbarer Zeit ist).
Und jeden Tag, nach der Teezeit am Nachmittag, darf ein Kind den heutigen Tag abstreichen und sich darauf freuen, was morgen im Kästchen ist...
Die Kinder lernen dabei spielend das Zählen und auch Zeiten abzuschätzen.
In der Gruppe hängt der Kalender für den aktuellen Monat, aber im Flur hängt er für das ganze Jahr. Ein großer Bogen Tonkarton steht für einen Monat. Auf den Tonkartonbögen sind Bildercollagen aufgeklebt, die den jeweiligen Monat sybolisieren (haben alles die Kinder gemacht), z.B. Osterbilder im April, Karnevalsbilder im Februar, Sommer, Sonne, Strand und Meer im August u.s.w.
An den Geburtstagen der Kinder klebt ein kleines Foto von ihnen am jeweiligen Tag und eine Wäscheklammer mit einem dicken roten Pfeil zeigt den heutigen Tag an. So können die Kinder gut abschätzen, in welcher Jahreszeit sie Geburtstag haben und wie lange es noch bis dahin dauert, wenn der Pfeil jeden Tag ein Kästchen vorrückt. Alle Kinder wissen, in welcher Jahreszeit oder gar in welchem Monat sie Geburtstag haben.
Für euch Zuhause ist so ein Kinder-Kalender sicher auch empfehlenswert. Wann sind welche Highlights, wann hat Mama, Papa, Oma, Tante Susi Geburtstag, wann geht es in den Urlaub...
Bringt allerdings nur was, wenn man den Kalender dann auch jeden Tag mit den Kindern führt. Der Aufwand ist allerdings minimal und nimmt nur 3 Minuten in Anspruch! Also los - die Kids lieben es!
Können 3jährige schon etwas mit einem Kalender anfangen? Wieder oh ja!
Ich fing irgendwann mit einem Adventskalender an. Naja, das kennen ja alle. Aber ich ließ die Kinder keine Türchen öffnet, sondern malte 24 Quadrate und jeden Tag durfte ein Kind ein Quadrat ausmalen, bis es Weihnachten war. Im Januar fragten die Kinder, wo der Kalender hin ist. Ich erklärte den Sinn des Adventskalenders und dachte so bei mir, wieso eigentlich nur im Advent?
Der Adventskalender soll den Kindern zeigen, wie lange es noch bis Weihnachten hin ist. Aber Weihnachten ist ja bei weitem nicht das einzige Highlight im Jahr. Die Kinder freuen sich auf Fasching, Geburtstage, Ostern, Gruppenreise, Kitaübernachtung, Ferien, Ausflüge...
"Wie lange noch, bis ich Geburtstag habe?" Noch 2 Monate. Hä? Versteht kein 3jähriger.
Wir haben in unserer Gruppe jetzt immer einen Kalender an der Wand. Jeder Tag hat ein Kästchen. In die Kästchen der Samstage, Sonntage, Ferien und Feiertage habe ich einen Baum gemalt, die Kinder wissen, an diesen Tagen ist kein Kindergarten. An den Freitagen befinden sich ein Auto und eine Puppe im Kästchen, d.h. da ist Spielzeugtag im Kindergarten und die Kinder dürfen Spielzeug von Zuhause mitbringen, worauf sie sich immer riesig freuen.
Heute war ein Elefant im Kästchen, denn die Kinder wussten so schon seit Tagen, dass wir heute in den Zoo gehen. Und morgen ist da ein Hase im Kasten, was bedeutet das? Richtig, morgen kommt der Osterhase in die Kita.
Wenn ich die Symbole male, sind die Kinder dabei und wissen, was sie bedeuten. Sie stehen mehrmals täglich vor dem Kalender, der natürlich in ihrer Sichthöhe angebracht ist, um zu zählen, wieviele Tage es noch zu diesem oder jenem sind. Und sie zählen richtig gut. Ein kurzer Blick über die Schulter und M. (2,5 Jahre alt) sagt mal locker "Übermorgen ist Ostern". Super!
Und wenn wieder einer fragt: "Wie lange noch bis zu meinem Geburtstag?" dann sage ich "Guck auf den Kalender." Das klappt einwandfrei (wenn der Geburtstag in absehbarer Zeit ist).
Und jeden Tag, nach der Teezeit am Nachmittag, darf ein Kind den heutigen Tag abstreichen und sich darauf freuen, was morgen im Kästchen ist...
Die Kinder lernen dabei spielend das Zählen und auch Zeiten abzuschätzen.
In der Gruppe hängt der Kalender für den aktuellen Monat, aber im Flur hängt er für das ganze Jahr. Ein großer Bogen Tonkarton steht für einen Monat. Auf den Tonkartonbögen sind Bildercollagen aufgeklebt, die den jeweiligen Monat sybolisieren (haben alles die Kinder gemacht), z.B. Osterbilder im April, Karnevalsbilder im Februar, Sommer, Sonne, Strand und Meer im August u.s.w.
An den Geburtstagen der Kinder klebt ein kleines Foto von ihnen am jeweiligen Tag und eine Wäscheklammer mit einem dicken roten Pfeil zeigt den heutigen Tag an. So können die Kinder gut abschätzen, in welcher Jahreszeit sie Geburtstag haben und wie lange es noch bis dahin dauert, wenn der Pfeil jeden Tag ein Kästchen vorrückt. Alle Kinder wissen, in welcher Jahreszeit oder gar in welchem Monat sie Geburtstag haben.
Für euch Zuhause ist so ein Kinder-Kalender sicher auch empfehlenswert. Wann sind welche Highlights, wann hat Mama, Papa, Oma, Tante Susi Geburtstag, wann geht es in den Urlaub...
Bringt allerdings nur was, wenn man den Kalender dann auch jeden Tag mit den Kindern führt. Der Aufwand ist allerdings minimal und nimmt nur 3 Minuten in Anspruch! Also los - die Kids lieben es!
Montag, 12. März 2012
Der Tod
Heikles Thema.
Ich habe ein halbes Jahr nicht mehr an diesem Blog geschrieben. Vor einem halben Jahr starb mein Vater.
Aber ihm haben meine Posts immer gefallen und er wär sicher traurig, wenn ich damit aufhören würde. Ich reiß mich zusammen, das Leben geht weiter.
Aber nicht immer schön. Ich war sehr traurig, was die Kinder in meiner Gruppe auch mitbekamen. Zweijährige können schon ziemlich mitleidig gucken, auch wenn sie gar nicht verstehen, was da passiert ist. Für große Erklärungen sind sie noch zu klein, aber dass mein Papa gestorben und im Himmel ist, das war ich ihnen schuldig zu erklären. Erzieher (und auch Eltern) können nicht einfach traurig sein und nichts dazu erklären. Kinder denken nur allzu schnell, dass sie vielleicht der Grund dafür sind.
Das Thema Tod beschäftigte einige Kinder etwas mehr. Ein Mädchen, drei Jahre alt, fragte mich JEDEN Tag, wie mein Papa heißt und ob er im Himmel ist. Geduldig und ohne Tränen gab ich ihr jeden Tag die gleiche Antwort: "Er heißt Werner und ja, er ist im Himmel."
Das ging ein halbes Jahr so, bis von eben diesem Mädchen die Mutter starb. Krebs. Es kam sehr überraschend und schnell. Der Tod ging mir sehr nah. Als die Kleine das nächste Mal in die Kita kam, sagte sie ganz trocken: "Meine Mama ist gestorben. Meine Mama ist jetzt im Himmel."
Ich dachte nicht, dass sie begreift, was das bedeutet. Aber doch, das tat sie. Wenn ein Kind sagt "Du hast einen Fleck auf dem T-Shirt, das muss deine Mama waschen." dann antwortet sie. "Nein, meine Mama ist gestorben, das wäscht jetzt mein Papa." Es treibt den Erwachsenen Tränen in die Augen, die Kinder gehen nach dem Satz spielen.
Kinder empfinden nicht dieses unbegreifliche Entsetzen, das uns befällt, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Kinder denken nur kurz daran und vergessen bei der nächsten Ablenkung die Tragödie, spielen und lachen ungezwungen, bis es ihnen dann wieder einfällt, aber nicht lange, dann geht das Spiel weiter.
Natürlich merkt man dem Kind an, dass es eine schwere Zeit durchmacht, dass die Mama fehlt. Der Papa macht seine Sache sehr gut! Aber Mama fehlt halt...
Ich denke nicht, dass man Kinder vor dem Thema Tod "bewahren" sollte. Der Tod gehört zum Leben dazu.
Auf der Beerdigung meines Vaters waren auch die Kinder meiner Cousinen dabei. Der Älteste 8, der Mittlere 3, die Kleine 1. Der Große saß ernst und aufmerksam dabei, die Kleine rannte lachend den Gang rauf und runter (was mich ehrlich gesagt sehr entspannte) und der Mittlere lachte erst mit und schlief schließlich bei so viel monotonem Gebrabbel auf Mamas Arm ein.
Auch beim Gottesdienst zum Tod der Mutter meiner Gruppe waren viele Kinder anwesend, Schulkameraden des Sohnes. Jedes Kind durfte eine Kerze anzünden. Während die Jungs anstanden, haben sie sich leicht gedrängelt, gebufft und gelacht. Abgelenkt, ungezwungen.
Kinder gehen noch so unvoreingenommen an Dinge heran, die uns Erwachsenen die Füße wegreißen. Aber eben weil Kinder so ohne Scheu und Trauer damit umgehen können, ist es ein guter Zeitpunkt, es ihnen sachlich zu erklären. Sie verstehen schon mit 3 Jahren sehr viel.
Ich merke gerade jetzt, dass die Dreijährigen meiner Gruppe einen riesengroßen Drang haben, dieses Thema zu intensivieren. Sie spielen nur noch, dass jemand stirbt, gestorben ist, alle sind tot - und haben Spaß dabei. So makaber es klingt, Kinder verarbeiten alles aus ihrer Sicht und zum Thema Tod haben sie eigentlich keine Sicht, denn sie wissen nichts. Sie hören das Wort "Tod" und "gestorben", sehen, dass die Erwachsenen mit größten Emotionen darauf reagieren und wollen auch eine Reaktion haben. Aber sie ist noch ohne Inhalt, weil die meisten nichts erklärt bekommen und gar nicht wissen, was es bedeutet.
Ich möchte etwas erzählen, ganz sanft, ohne Angst zu machen. Ein paar Fakten, z.B. dass Tod bedeutet, dass etwas zu Ende ist. Dass der Körper begraben wird und die Seele in den Himmel kommt. Rein wissenschaftlich vielleicht nicht die richtige Erklärung, aber es ist doch ein schöner Gedanke, dass die Verstorbenen, die wir lieben im Himmel über uns wachen.
Und so fragt die Kleine mich oft, ob mein Papa jetzt im Himmel auf ihre Mama aufpasst.
Ich bin ganz sicher, dass er das macht...
Ich habe ein halbes Jahr nicht mehr an diesem Blog geschrieben. Vor einem halben Jahr starb mein Vater.
Aber ihm haben meine Posts immer gefallen und er wär sicher traurig, wenn ich damit aufhören würde. Ich reiß mich zusammen, das Leben geht weiter.
Aber nicht immer schön. Ich war sehr traurig, was die Kinder in meiner Gruppe auch mitbekamen. Zweijährige können schon ziemlich mitleidig gucken, auch wenn sie gar nicht verstehen, was da passiert ist. Für große Erklärungen sind sie noch zu klein, aber dass mein Papa gestorben und im Himmel ist, das war ich ihnen schuldig zu erklären. Erzieher (und auch Eltern) können nicht einfach traurig sein und nichts dazu erklären. Kinder denken nur allzu schnell, dass sie vielleicht der Grund dafür sind.
Das Thema Tod beschäftigte einige Kinder etwas mehr. Ein Mädchen, drei Jahre alt, fragte mich JEDEN Tag, wie mein Papa heißt und ob er im Himmel ist. Geduldig und ohne Tränen gab ich ihr jeden Tag die gleiche Antwort: "Er heißt Werner und ja, er ist im Himmel."
Das ging ein halbes Jahr so, bis von eben diesem Mädchen die Mutter starb. Krebs. Es kam sehr überraschend und schnell. Der Tod ging mir sehr nah. Als die Kleine das nächste Mal in die Kita kam, sagte sie ganz trocken: "Meine Mama ist gestorben. Meine Mama ist jetzt im Himmel."
Ich dachte nicht, dass sie begreift, was das bedeutet. Aber doch, das tat sie. Wenn ein Kind sagt "Du hast einen Fleck auf dem T-Shirt, das muss deine Mama waschen." dann antwortet sie. "Nein, meine Mama ist gestorben, das wäscht jetzt mein Papa." Es treibt den Erwachsenen Tränen in die Augen, die Kinder gehen nach dem Satz spielen.
Kinder empfinden nicht dieses unbegreifliche Entsetzen, das uns befällt, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Kinder denken nur kurz daran und vergessen bei der nächsten Ablenkung die Tragödie, spielen und lachen ungezwungen, bis es ihnen dann wieder einfällt, aber nicht lange, dann geht das Spiel weiter.
Natürlich merkt man dem Kind an, dass es eine schwere Zeit durchmacht, dass die Mama fehlt. Der Papa macht seine Sache sehr gut! Aber Mama fehlt halt...
Ich denke nicht, dass man Kinder vor dem Thema Tod "bewahren" sollte. Der Tod gehört zum Leben dazu.
Auf der Beerdigung meines Vaters waren auch die Kinder meiner Cousinen dabei. Der Älteste 8, der Mittlere 3, die Kleine 1. Der Große saß ernst und aufmerksam dabei, die Kleine rannte lachend den Gang rauf und runter (was mich ehrlich gesagt sehr entspannte) und der Mittlere lachte erst mit und schlief schließlich bei so viel monotonem Gebrabbel auf Mamas Arm ein.
Auch beim Gottesdienst zum Tod der Mutter meiner Gruppe waren viele Kinder anwesend, Schulkameraden des Sohnes. Jedes Kind durfte eine Kerze anzünden. Während die Jungs anstanden, haben sie sich leicht gedrängelt, gebufft und gelacht. Abgelenkt, ungezwungen.
Kinder gehen noch so unvoreingenommen an Dinge heran, die uns Erwachsenen die Füße wegreißen. Aber eben weil Kinder so ohne Scheu und Trauer damit umgehen können, ist es ein guter Zeitpunkt, es ihnen sachlich zu erklären. Sie verstehen schon mit 3 Jahren sehr viel.
Ich merke gerade jetzt, dass die Dreijährigen meiner Gruppe einen riesengroßen Drang haben, dieses Thema zu intensivieren. Sie spielen nur noch, dass jemand stirbt, gestorben ist, alle sind tot - und haben Spaß dabei. So makaber es klingt, Kinder verarbeiten alles aus ihrer Sicht und zum Thema Tod haben sie eigentlich keine Sicht, denn sie wissen nichts. Sie hören das Wort "Tod" und "gestorben", sehen, dass die Erwachsenen mit größten Emotionen darauf reagieren und wollen auch eine Reaktion haben. Aber sie ist noch ohne Inhalt, weil die meisten nichts erklärt bekommen und gar nicht wissen, was es bedeutet.
Ich möchte etwas erzählen, ganz sanft, ohne Angst zu machen. Ein paar Fakten, z.B. dass Tod bedeutet, dass etwas zu Ende ist. Dass der Körper begraben wird und die Seele in den Himmel kommt. Rein wissenschaftlich vielleicht nicht die richtige Erklärung, aber es ist doch ein schöner Gedanke, dass die Verstorbenen, die wir lieben im Himmel über uns wachen.
Und so fragt die Kleine mich oft, ob mein Papa jetzt im Himmel auf ihre Mama aufpasst.
Ich bin ganz sicher, dass er das macht...
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